der Klang von Zuckerwatte

West-Tokyo: Von Shibuya zum Ghibli Museum

Wenn wir an unseren Japanurlaub zurück denken, denken wir zuerst an Tokyo. Tokyo mit all den sauberen Straßen. Mit den höflichen Menschen. Mit all den Sakura Bäumen mitten in der Innenstadt.

Wir erinnern uns an die Wolkenkratzer von Shinjuku. An die summende Jugendkultur in Harajuku. An die Lebendigkeit von Shibuya, an das Gefühl von Tradition in Asakusa, die beeindruckenden Mauern vom Kaiserpalast und die Nerdigkeit von Ikebukuro.

Wir erinnern uns an das Gefühl inmitten dieser berauschenden Stadt zu stehen, mit all den faszinierenden Eindrücken und Leben pur, nur um uns umzudrehen und uns direkt vor einem kleinen Schrein wieder zu finden, welcher es irgendwie schafft uns zu beruhigen, entspannen und alles andere um uns herum zu vergessen.

Wir erinnern uns daran in der Metro zu stehen, welche an Reihen und Reihen von Sakura-Bäumen vorbei rattert, und voller Ehrfurcht hinauszublicken, genau so wie alle anderen auch überwältigt von all der blühenden Pracht.

Wir erinnern uns an das Essen. Vermissen es! Wir erinnern uns and die Kontraste.

Und sie ziehen uns zurück.

Shinjuku: Wolkenkratzer, Shinjuku Gyoen & Yokocho 

Während West-Shinjuki tatsächlich für seine Skyline bekannt ist, welche das Hotel und Businessviertel der Stadt ausmachen, gibt es hier noch weitaus mehr zu sehen als Wolkenkratzer.

Allein ein Spaziergang durch die Straßen am Abend kann hier auf angenehme Art überraschen und beeindrucken. Viele kleine Läden gibt es hier, viele beinahe unscheinbare Plätzchen inmitten all der überragenden Gebäudetürme. Es gibt Food-Straßen, wie zum Beispiel die Omoide Yokocho im Norden oder die kleinere Fressgasse im Westen vom Bahnhof, von der ich hier schon erzählt habe.

Und dann wäre da noch der Shinjuku Gyoen, einer der schönsten Parks in Tokyo, und für uns ein absolutes Highlight. Sein Eingang liegt ein paar Schritte südöstlich vom Haupteingang des Shinjuku Bahnhofs, und obwohl es einer der wenigen Parks ist, die eine kleine Eintrittsgebühr verlangen (200 Yen, was knappen 2 € entspricht), lohnt es sich definitiv.

Es ist einer jener Parks, die diesen gewissen „japanischer Garten“ Stil haben. Die Bäume sind alt und neben verschiedenen Laubbäumen findet man mehrere Sakuras, doch ebenso Magnolien, Rosen und wunderschöne, alte Nadelbäume. Er hat zwei kleine Seen oder Teiche, einer mit einem angrenzenden Teehaus, einer mit liebevoll abgelegten Brücken. Man fühlt sich hier tatsächlich fast wie auf einem Film-Set oder wie in einer Art Heiligtum, welches man nicht stören möchte. Und stets ragt am Horizont Shinjukus Skyline über der Szenerie. Ein Anblick der herrlich ist und beinahe surreal zugleich.

Am besten man kommt mit ein paar Snacks hierher, setzt sich auf eine der vielen Parkbänke und lässt die Seele baumeln in Anbetracht von herab schneienden Sakura-Blüten oder schönen See-Anlagen.

Harajuku: Yoyogi Park & Takeshita Straße 

Süd-westlich von Shinjuku liegt Yoyogi Park. Tut Euch selbst einen riesigen Gefallen und schaut nach einer Karte mit den Eingängen und Öffnungszeiten bevor Ihr Euch auf den Weg dorthin macht. Wenn Ihr den Zug nehmt empfehlen wir in Harajuku auszusteigen (nicht in Yoyogi). Eine kurze Google-Suche liefert eine große Anzahl an Beiträgen zu „wo zur Hölle ist dieser verfluchte Eingang“… also ja. Seid lieb zu Euch selbst und schaut vorher nach bzw. folgt einfach diesem link. Und ja, wir haben das auf die harte Tour gelernt.

Eingangs-Abenteuer hin oder her, der Park ist einen Besuch mehr als Wert. Der Harajuku Eingang befindet sich direkt gegenüber der von Leben brummenden Takeshita Straße, und davor zu stehen entschleuningt den Alltag sofort. Das Eingangstor aus Holz ist wunderschön und fasziniert nicht nur mit seiner imposanten Größe, sondern auch mit den alten Bäumen, die das Tor umsäumen und zum Eintreten einladen.

Der Schrein in der Mitte des Parks ist auch herrlich. Denkt an die Schrein-Etikette, wenn Ihr Euch nicht blamieren wollt und wascht Euch die Hände und den Mund bevor Ihr eintretet. Haltet hierfür nach den meist liebevoll dekorierten Brunnen Ausschau.

Fühlt Ihr Euch nach all der Ruhe im Park als bräuchtet Ihr Kontrastprogramm, geht zurück nach Harajuku selbst und erfreut Euch an der dortigen Jugendkultur. Abgesehen von den köstlichen Crêpes von Marion Crêpes ist Harajuku auch ein faszinierender Ort um zu shoppen. Alles was kawaii (niedlich) ist oder in Mode: hier bekommt Ihr es mit Sicherheit. Und noch viel mehr.

Und solltet Ihr danach wieder etwas Ruhe brauchen, nehmt eine der Seitenstraßen und genießt die dortige Ruhe. Was ein traumhaftes, spannendes Viertel!

Shibuya: Shibuya Kreuzung, Tokyu Hands, Mandarake, Shibuya 109 & Hachiko Statue

Nur eine Metro-Station von Harajuku entfernt liegt Shibuya und obwohl wir ganze drei Mal dort waren, hat dies noch lange nicht ausgereicht um dieses Viertel mit all seinen Cafés und der Hülle und Fülle an Shoppingangebot ausführlich zu erkunden.

Shibuya 109 hat selbst mich zu einer Shopping-Begeisterten gemacht… und das obwohl man mich hierzulande mit dem alleinigen Gedanken an Umkleidekabinen und Klamottenschau jagen kann.

Es gibt einen Disney Store und Tokyu Hands, das wohl für jeden Hobby-Bastler ein absoluter Traum sein muss. Und direkt nebenan hat man mit Mandarake einen der beeindruckendsten, herrlichsten Mangaläden überhaupt.

Man findet hier die „Nonbei Yokocho“ (wörtlich übersetzt „Trunkenbold Gasse“, die jedoch eine der Food-Straßen in Tokyo ist und mit einer Vielzahl an kleinen Imbissbuden, Pubs und Bars lockt). Man findet hier die berühmte Hachiko Statue und, natürlich, die geschäftigste Kreuzung der Welt direkt am Eingang von Shibuya Station.

Mitaka: Ghibli Museum

Sollte Euch nach all dem Trubel nach einer kleinen Pause von der Innenstadt sein, lohnt sich ein Tagesausflug nach Mitaka.

Das Ghibli Filmstudio ist wahrscheinlich das bekannteste Anime Studio in der westlichen Welt, selbst bei Menschen die mit Anime oder Japan im Allgemeinen normalerweise so gar nichts am Hut haben. Hayao Miyazakis Filme sind in der Tat wahre Meisterwerke und Jahr für Jahr strömen Fans von „Das Wandelnde Schloss“, „Prinzessin Mononoke“, „Mein Nachbar Totoro“ und „Chiriros Reise ins Zauberland“ nach Tokyo um zum Ghibli Museum zu pilgern.

Zugegeben, es ist eine kleine Odyssee an Tickets zu kommen. Man bekommt sie entweder nur an Automaten in bestimmten Convenience Stores (Lawson) in Tokyo – hier geht’s zum Guide dafür – oder man bestellt sie online. Am besten ein paar Monate im Voraus.

Bei der Bestellung wählt man ein bestimmtes Datum und eine gewisse Uhrzeit und hat zudem noch weitere Wunsch-Termine zur Option. Die Taktung der Tickets bzw. Besucher pro Stunde hilft den Museums-Betreibern die Anzahl der Besucher ein wenig zu regulieren und in Anbetracht des Andrangs macht dies durchaus Sinn. Sobald man seinen Termin bestätigt bekommt hat man die Wahl seinen Voucher entweder direkt in einer der Lawson-Filialen abzuholen oder ihn sich zum Hotel seines Wunsches liefern zu lassen. Wir hatten uns für die Hotel-Option entschieden und waren riesig zufrieden mit der Wahl: Wir kamen in Tokyo an und unsere Tickets mitsamt näherer Info lagen schon für uns bereit.

Um zum Museum zu kommen nimmt man die Metro nach Mitaka, ein Außenbezirk etwa 30 Minuten Fahrtzeit entfernt. Dort angekommen steigt man noch um in das Ghibli-Bus-Shuttle, das einen direkt zum Museumstor fährt. Es ist alles tiptop organisiert und mit der zusätzlichen Info, die man zusammen mit den Vouchern erhält hat man eine haargenaue Beschreibung mit der man kaum etwas falsch machen kann, was den Ausflug viel entspannter macht, als man zunächst befürchten mag.

Das Museum selbst lohnt definitiv einen Besuch. Die Ausstellung ist wunderschön gemacht und selbst das Gebäude an sich ist ein wahrer Augenschmaus. Mit der Übergabe seines Vouchers bekommt man das offizielle Ticket welches einen Filmstreifen von einem der Ghibli-Filme enthält und allein dieser schon ist ein kleiner Schatz an Souvenir. Persönlich am besten gefallen haben mir die Räume mit Miyazakis Originalzeichnungen, die von ersten Skizzen und groben Scribbeln in der Character-Entwicklung bis hin zu komplett fertig gestellten Illustrationen aus den Filmen reichen. Miyazaki hat auch Heidi gezeichnet und erste Zeichnungen hierzu zu sehen, direkt im Vergleich mit seinen aktuelleren Werken und seiner Entwicklung über die Jahre hinweg war faszinierend.

Und ja, natürlich, das Museum hat auch einen Laden.

Nebst all den faszinierenden Orten im Westen hat auch Tokyos Osten einiges zu bieten. Und dorthin geht es dann im nächsten Beitrag.

< Voriger Halt: Tokyo, ein Foodie Guide

> Nächster Halt: Ost-Tokyo mit Akihabara, Ikebukuro, Asakusa und Ueno Park

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3 Kommentare zu “West-Tokyo: Von Shibuya zum Ghibli Museum

  1. Shaoshi sagt:

    Tolle Bilder und schön geschrieben. Das Ghibli-Museum muss ich mir als Ziel merken (wusste gar nicht, dass Miyazaki auch Heidi gezeichnet hat). Ach, eigentlich könnte ich deine komplette Route hier direkt übernehmen 🙂

    1. Ylva Ylva sagt:

      Liebe Shaoshi,
      ich habe hier schon viel zu lange nicht mehr rein geschaut und hab mich riesig gefreut von Dir zu lesen. Ich finde es klasse, dass Dir mein Reisebericht so gut gefällt. Ich persönlich könnte die Route auch komplett so noch einmal übernehmen 😉
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

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