OffeneLasagnePilze

Zwei Blogs, eine Idee: Von Hexen und Pilzen

Manche Bücher verändern einen. Für immer! Du schlägst sie auf der ersten Seite auf… nichtsahnend, dass Dein Leben, so wie Du es jetzt kennst, für immer anders sein wird. Ein Satz reicht da schon aus um die Welt von einem anderen Blickwinkel sehen zu lassen. Ein Zitat reicht für eine Gänsehaut. Ein Dialog für ein herzhaftes Lachen, an das Du Dich von nun an immer erinnern wirst. Und manche dargestellte Tatsachen machen Dich regelrecht paranoid. Ja, verfolgen Dich sogar bis zum Ende aller Tage – selbst bis in Deine Träume. Für meine größte Paranoia überhaupt ist einer der größten Dichter und Denker der Literaturgeschichte verantwortlich: Hildegunst von Mythenmetz. Eines schönes Tages bescherte er mir, in einem unscheinbar anmutenden und von Dirk Bach vorgetragenen Märchen namens „Ensel und Krete“, die Paranoia meines Lebens. Es geschah ganz unerwartet. Er schweifte in hoher Erzählkunst ab, nahm das Buch „Grom“ von seinem Bücherregal, öffnete es und las einen einzigen, grauenvollen Satz:

»Hexen stehen immer zwischen Birken.«

Seitdem sehe ich überall Hexen. Und Birken. Und frage mich Dinge wie: „Wenn Hexen immer zwischen Birken stehen… stehen dann zwischen allen Birken Hexen?“ Und: „Können Hexen auch von Platz zu Platz gehen und bleiben einfach nur zwischen zwei Birken stehen? Oder gehen sie gar nicht, sondern tauchen einfach auf und bleiben dann dort?“

Zum Glück bin ich nicht alleine mit meiner Paranoia. Auch die liebe Julia hat seit ihrer ersten Begegnung mit Ensel und Kretes Schicksal ein böses Gefühl zwischen Birken und sollten sie und ich uns irgendwann einmal zu zweit im Wald verirren (liebe Julia, wie steht es denn um Deinen Orientierungssinn?) wären wir wahrscheinlich hoffnungslos aufgeschmissen. Vielleicht hilft aber Konfrontations-Therapie! Wenn wir uns mal kurz zwischen die schlanken, weißen Bäume wagen, auf dem Waldboden nach Schätzen suchen und diese dann in den Topf werfen? Wer sagt immerhin, dass immer nur Hexen Menschen kochen müssen – andersrum geht’s doch sicher auch.

So haben Julia und ich uns also auf den Weg gemacht und sind mit einem großen Korb voller Pilze wieder nach Hause gekommen (ja, ok… ich war so feige und habe sie im Bioladen meines Vertrauens gekauft!). Und heute kochen wir damit für Euch, um uns unserem inneren Feind zu stellen. Bei mir landeten die Pilze mit etwas Ricotta und einem Löffel Salbei-Walnuss-Pesto in einer offenen Lasagne aus selbst gemachten Maronen-Nudeln. Der Salbei stammt aus unserem Garten und wuchs nicht in der unmittelbaren Nähe einer oder gar zwei Birken. Die Walnüsse und ebenso die Maronen im Nudelteig aber… die strahlten eine ganz böse Aura aus. Wie die Pilze. Ich schwöre es! Dennoch: Hexen geben tatsächlich eine gute Mahlzeit ab; die Lasagne war köstlich und ich glaube fast mit einem Teil der bösen Waldhexe in mir ist die Angst ein ganz klein wenig geringer geworden. Aber die Paranoia? Ich fürchte, das ist eine andere Geschichte.

Also. Lieber Walter Moers! Wenn Du diese Zeilen irgendwie, irgendwo, irgendwann einmal lesen solltest: Kannst Du bei den Birken und Hexen nicht ein gutes Wort für Julia und mich einlegen? Wir schmecken sicher nicht gut und würden uns bei dem kleinsten Gefühl einer drohenden Gefahr sofort wieder auf Hexenjagd im Wald machen. Und dabei ununterbrochen „Brumli“ schreien. Nur als Selbstschutz-Maßnahme versteht sich. Also sag nicht, wir hätten Dich nicht gewarnt! Und Dein Buch Grom? Schließ es weg! Danke!

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Ihr wollt wissen, was die liebe Julia gekocht hat? Zu ihrem Rezept geht es hier entlang.

Und bevor wir uns beim Kochen hoffnungslos in unseren Racheplänen verlieren: Liebe Shermin; das ist für Dich und Dein wunderbares Lesehungrig-Event!

Offene Hexen-Lasagne mit Maronennudeln, Waldpilzen, Ricotta und Salbeipesto

Zutaten für 2 Portionen

Für die Maronen-Nudelplatten*:

  • 25 g Maronenmehl
  • 65-75 g Hartweizen- oder Nudelmehl
  • 2 Prisen Salz
  • 1 Ei

Für die Salbei-Walnuss-Pesto:

  • 10 Salbeiblätter
  • 1-2 EL gehackte Walnüsse
  • 1 EL frisch geriebener Parmesan
  • 1-2 TL frisch geriebener Pecorino
  • Olivenöl
  • 1 Prise Salz (ich: Zitronensalz)

Für die Füllung:

  • 200 g gemischte und geputzte Pilze (ich: Pfifferlinge, Steinpilze, Shiitake und Kräuterseitlinge), je nach Größe in mundgerechte Stücke geschnitten
  • 1 EL Butter
  • 1 Schuss Cognac
  • 50 ml Sahne
  • 1 Prise Salz
  • 125 g Ricotta

*Wem die selbst gemachten Nudeln zu aufwändig ist, nimmt einfach fertige Lasagneplatten und schmeckt die Pilze noch mit einem Löffel Honig ab.

Die Nudelzutaten zu einem glatten Teig verkneten. In Folie einwickeln und für mindestens 1 Stunde ruhen lassen. Den Teig bis zur gewünschten Dicke zu Bahnen ausrollen (ich: die vorletzte von 7 Stufen bei unserer Nudelmaschine). Die Nudelbahn in 4 möglichst gleich große Stücke schneiden, mit Mehl bestäuben und beiseite legen.

Die Salbeiblätter fein hacken und mit 2 EL Olivenöl im Mörser zu einer Art Paste stampfen. Die Nüsse und den Käse unterrühren (nicht mehr stampfen!) und mit Öl stecken, bis ein leicht flüssiges Pesto entsteht. Mit Salz würzen und abschmecken.

Nudelwasser in einem Topf erhitzen. Nebenbei die Pilze vorbereiten: Eine große Pfanne stark erhitzen. Die Butter hineingeben und sobald diese nicht mehr blubbert, auch die Pilze. Unter Rühren kräftig anbraten. Nach 2-3 Minuten mit ein wenig Cognac ablöschen. Weiter braten und rühren, bis sich die Alkoholwolke verzogen hat, dann die Sahne und das Salz hinzu geben. So weit einkochen, bis die Sahne eindickt. Die Temperatur so weit herunter schalten, dass die Pilze nur noch warm gehalten werden.

Die Nudeln al dente garen. Vorsichtig aus dem Topf fischen (einen Pfannenwender kann ich hierbei sehr empfehlen) oder sehr behutsam durch ein Sieb geben. Die Nudeln brechen recht schnell.

Je zwei Nudelplatten auf einen vorgewärmten Teller legen, bis zur Mitte hin mit ca. 1/4 der Pilze belegen und auf diese ca. 1/4 des Ricottas krümeln. Das unbelegte Ende der Nudelplatten auf die Füllung klappen und 1 guten TL der Salbei-Pesto darüber verteilen. Rasch servieren.

15 Gedanken zu „Zwei Blogs, eine Idee: Von Hexen und Pilzen“

  1. Wow, Ylva, was für ein Gericht, was für ein Beitrag, herrlich! Gestern wagte ich mich nochmal hinaus, in den großen Wald, zwischen Birken, und was fand ich da nicht alles: Flaschentäublinge, Bluttäublinge und Apfeltäublinge, oder vielleicht waren das alles nur getarnte Pilzhexen? Da ich mir nicht ganz sicher war, hielt ich es ganz genau so wie Du: alles stehen lassen und ab auf den Markt, sicher ist sicher! Nicht, dass ich eines schönen Morgens aufstehe und die Küche voller Hexen habe…
    Ich freu mich schon auf das nächste mal, wenn es heißt „Zwei Blogs, eine Idee“ <3
    Ganz viele liebe Grüße!
    Julia

    1. Hihi! Ja, der Markt ist da schon die sichere Alternative für das Pilzesammeln, liebe Julia! Wäre doch bei uns das Angebot auch so groß wie bei Euch (Rotkappen – einfach herrlich!).
      Wir sind jedenfalls ganz süchtig nach dieser Art von Lasagne geworden und haben auch schon verschiedene Nudelvarianten probiert. Was liebe ich die Herbstküche!
      Ich freue mich ebenfalls schon riesig auf unsere nächste Idee für unsere tollen Doppel-Beiträge – es macht einfach irre Spaß zusammen mit Dir über jegliche Entfernung hinweg zu kochen <3
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  2. Mhh, das gefällt mir. Mit Ricotta, das Maronenmehl, die Pilze, ein Traum! Herrlich waldlich.
    Ich finde es so schön, sich durch Bücher zum Kochen inspirieren zu lassen. Die Bücher von Walter Moers lese ich übrigens auch sehr gerne. Mein Favorit ist die Stadt der träumenden Bücher 🙂 Da gab’s doch auch einige interessante Gerichte, oder? Und beim Schrecksenmeister erst… 😀

    1. Wie schön, liebe Denise, das freut mich wirklich sehr! 🙂
      Wir haben inzwischen auch ganz „gewöhnliche“ Eiernudeln hierfür geknetet, das war ebenfalls ganz fein. Das nächste Mal mag ich Safrannudeln experimentieren und vielleicht auch mit der Füllung. Mal seh’n, mal seh’n…
      Ich bin noch relativ neu in Zamonien. Ddie Stadt der träumenden Bücher liegt aber immerhin schon auf meinem Nachtisch und hat mir bisher schon viele Lacher beschert. Moers ist einfach klasse!
      Viele liebe Grüße,
      Ylva

  3. Haben heute vom Spaziergang auf dem Venusberg Walnüsse mitgebracht. Die waren sehr frisch und ich bin erst mal gefühlte 2 Std. gesessen und habe Nüsse geschält. Statt Pecorino Manchego genommen. War sehr lecker, danke für die Anregung!

  4. Oh jaah, dieser Spruch verfolgt mich auch! Ich liebe Moers und die Zamonienbücher. Danke, dass Du mich auf diese Reise mitgenommen hast 🙂 und danke für das tolle Rezept.

    Liebste Grüße, Dina

    1. Aber sowas von können Hexen auch nett sein, liebe Shermin! Ich hab den Ruf auch schon weg, seit ich auf der Welt bin… 😉
      Und wie schön, dass Dir der Beitrag so gefällt – über die fantastische Welt von Moers (ähhhh… Hildegunst von Mythenmetz natürlich!) zu schreiben, hat diesmal auch wieder ganz besonders Spaß gemacht! Also Danke Dir für dieses herrlich-inspirierende Dauer-Event!
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  5. Liebe Ylva, auch hier: die Pilze darfst du gerne behalten, ich nehm dann die Maronenpasta mit der Pestofüllung, ok? Klingt das gut!
    Hatte mir neulich erst notiert, diesen Herbst so eine Art Maronencrepes oder sowas zu machen, mal sehen, was die grauen Zellen (und die Zeit!) diesbezüglich noch so hergeben…

    1. Die Pilze behalte ich sehr gerne, liebe Dani! Auch wenn ich das vor noch zwei Jahren kaum für möglich gehalten hätte 😉
      Maronencrepes klingen auch sowas von köstlich – da fangen gleich die Rädchen im Kopf wieder an sich zu drehen. Statt der Pilze mit Ricotta kannst Du bei dieser Lasagne in die Füllung ja auch andere feine Köstlichkeiten hinein packen. Mangold mit Kartoffeln und Cheddar vielleicht? Oder ofengerösteten Kürbis mit Ricotta? Oder Rosenkohl mit Maronen, feinem Parmesan und vielleicht einem kleinen Bisschen Speck?
      Hach ja… da bekomme ich glatt wieder Hunger über das Philosophieren. Zum Glück ist schon fast Mittagszeit. *hihi!
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

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