der Klang von Zuckerwatte

Kochbuch-Rezension: „Komm Du mir nach Hause“ von Lotta Lundgren

Manche Kochbücher dienen als informatives Nachschlagewerk – ja, man könnte sie fast schon als Standardwerke bezeichnen. Dann wiederum gibt es Kochbücher, die man wegen Autor XY gekauft hat. Oder wegen der schönen Bilder. Oder, weil einen einfach das Thema anspricht. Und dann gibt es noch die Lieblingskochbücher. Die, die einem etwas bedeuten. Diese Kochbücher will man mit auf eine einsame Insel nehmen um sich an den Texten satt zu lesen, die Bilder konsumieren zu können und das Gefühl zu haben, den Rest seines Lebens nicht ganz alleine mit Kokosnüssen, Fischfang und mysteriösen Inselbewohnern verbringen zu müssen.

Das heutige Kochbuch gehört für mich in die letzte Kategorie: „Komm Du mir nach Hause“ von Lotta Lundgren aus dem Umschau Buchverlag. Der Untertitel „Das Kochbuch für die perfekte Ehefrau“ ist hierbei übrigens nicht ganz ernst zu nehmen, sondern mit einem Augenzwinkern zu lesen… Und hier sind wir auch schon beim Buch selbst: Es sprüht vor Humor! Es ist das erste Kochbuch, das ich kenne, das einen von der ersten bis zur letzten Seite zum Lachen bringt. Ganze Lachanfälle stecken in diesem Buch! Aber fangen wir doch mal von vorne an.

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Coverdaten vom Neue Umschau Verlag zur Verfügung gestellt

Erster Eindruck und Äußerliches:
Wunderhübsch, ja geradezu sexy ist dieses Buch aufgemacht. Die Fotografien von Pelle Bergström sind allesamt sehr ansprechend, stecken voller kleiner Details, die einen schmunzeln lassen, und geben dem Buch mit reichlich Augenschmaus für Männer und Frauen einen großen Charme. Das Buch selbst ist gebunden, hat innen starkes Papier und ist auf dem Umschlag mit Leinenbuchrücken und Goldschrift verziert. Stolze 1200 Gramm bringt es auf die Waage – für 180 Seiten beachtlich. Die Schrift ist sehr groß und ansprechend gesetzt, die Fotos immer vollseitig abgebildet, und beim Durchblättern erfährt man einen wunderbar erfrischenden Mix aus hellen Seiten, dunklen Seiten, mädchenhaft-rosa Seiten, grauen Seiten, farbigen Seiten, Seiten mit Bildern, Seiten mit reinem Text… und all das mit immer wieder wechselnden Papiersorten: ab und an gestrichenes, glattes, Papier und hin und wieder ungestrichenes, raues Papier. Ein verspieltes Buch, das dazu einlädt aus üblichen Gedankenmustern auszubrechen.

Fotos/Abbildungen: Pelle Bergström, aus "KOMM DU MIR NACH HAUSE", Neuer Umschau Buchverlag GmbH

Fotos/Abbildungen: Pelle Bergström, aus „KOMM DU MIR NACH HAUSE“, Neuer Umschau Buchverlag GmbH

Zum Inhalt:
Man merkt schnell, dass sich das Buch bzw. die Autorin nicht allzu ernst nimmt. Text und Bilder sprühen geradezu vor Lebensfreude und wer ein ernstes Buch erwartet, wird hier enttäuscht sein: Es geht darum Spaß am Kochen zu haben. Das Buch beginnt mit einem kurzen Dialog zwischen der Autorin und dem Verlag und geht direkt über zur Einleitung: Grundrezepte und Hausfrauentipps. Auch hier gilt es, den Titel nicht allzu ernst zu nehmen: Es handelt sich um spritzige Anekdoten aus dem Alltag, die in Ratschlägen zum Schmunzeln enden. Da wäre beispielsweise die Gesichtsmaske: Einen kalten, halbvollen Weinschlauch soll man sich auf das Gesicht legen. Und „vorher unbedingt davon trinken“ Warum? „Strafft zwar nicht, aber entspannt!“. Bei den Grundrezepten handelt es sich um Basiswissen, wie Bechamalsaucen, Fonds, Knoblauchpüree und mehr – Anleitungen, auf die das Buch später in den Rezepten verweist.

Der Hauptteil mit den Rezepten kommt auch gleich im Anschluss. Die Autorin verweist hier auf ihre Anmerkungen bezüglich des Abschmeckens (betitelt: „Versprechen Sie niemals das zu tun, was ich Ihnen sage“), in welchen sie darauf aufmerksam macht, dass wir alle selbst entscheiden sollen, was uns schmeckt und warum. Butter, Salz, Pfeffer… wie viel jedermann nimmt, soll er/sie selbst entscheiden. Dem Hauptteil folgen schlussendlich noch eine Geschichte zum hungrigsten Tag im Leben der Autorin und das Register, das schön übersichtlich aufgelistet ist.

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Fotos/Abbildungen: Pelle Bergström, aus „KOMM DU MIR NACH HAUSE“, Neuer Umschau Buchverlag GmbH

Die Rezepte:
Die Rezepte sind allesamt (wenn nicht anders angegeben) für 4 Portionen berechnet. Ja, es geht wirklich darum, wie man abends nach einem anstrengenden Tag schnell und unkompliziert ein gutes Essen für seine Lieben auf den Tisch bringen kann. Die Rezepte sind allesamt erfrischend einfach gehalten und so frei beschrieben, dass reichlich Spielraum für Interpretation und Experimente übrig bleibt. Das Zubereiten lässt sich im Handumdrehen erledigen und zugleich machen die Gerichte am Schluss ordentlich was her. Auch schön ist die Spannbreite der Rezepte: vom Ratatouille über eine Eistorte, eine offene Lasagne bis hin zu asiatisch angehauchten Rezepten, wie Lachs zu Nudeln, ist die Auswahl groß und abwechslungsreich. Zu den Rezepten gesellt sich stets ein kleiner Text; mal eine Geschichte zu dem Gericht, mal freie Gedanken zu einer speziellen Zutat oder zum Kochen, Essen und Genießen im Allgemeinen. Man merkt hier deutlich, dass Lotta Lundgren eine Foodbloggerin ist.

Einziges Manko vielleicht für Vegetarier und Veganer: Es sind sehr viele Gerichte mit Fleisch und Wurst bzw. Fisch enthalten. Gerade wer vegane Rezepte sucht, ist hier definitiv falsch.

Der Praxistest:
Die Rezepte halten, was die Autorin verspricht: Sie sind umkompliziert! Allesamt sind sie ideal, wenn die Zeit knapp ist und man dennoch nicht an frischem und gutem Essen einbüßen mag. Der Arbeitsaufwand ist durchweg erfrischend gering und der Geschmack stimmt. Die Gerichte sind herrlich ausbalanciert und verwöhnen auf spannende Art und Weise den Gaumen, zudem laden sie zum Ausprobieren ein, inspirieren die Experimentierfreude beim Kochen und ermutigen dazu, sich an neue Zutaten heran zu wagen. Etwas, das ich an einem Kochbuch liebe und ja: Seit diesem Buch esse ich Fenchel. Und das sehr gerne.

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Fotos/Abbildungen: Pelle Bergström, aus „KOMM DU MIR NACH HAUSE“, Neuer Umschau Buchverlag GmbH

Fazit:

Ja, dieses Kochbuch würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen. Man kann damit lachen, herrliche Anekdoten weiter erzählen und lernt ganz nebenbei, wie man im Handumdrehen ein kreatives Essen auf den Tisch zaubern kann. Ich liebe es von der ersten bis zur letzten Seite und freue mich jetzt schon auf den nächsten stressigen Tag an dem mir das Buch mit lauter sprühenden Ideen und einem Lacher zur Seite stehen wird.

Bewertung: ✭ ✭ ✭ ✭ ✭

Kurzübersicht:

Titel: Komm Du mir nach Hause
Autor: Lotta Lundgren
Herausgeber: Neuer Umschau Buchverlag
Umfang: 180 Seiten
Gewicht: ca. 1270 Gramm
ISBN: 978-3-86528-688-8
Erstausgabe: 2013
Preis: 40,00 € 

Das Buch habe ich mir aus freien Stücken selbst gekauft und aus eigenem Antrieb heraus rezensiert. Lieben Dank dennoch an den Umschau-Verlag für die Unterstützung mit Bildmaterial bei diesem Beitrag und der herzlichen Korrespondenz!

Gekocht aus diesem Buch:

Wassermelonensalat mit Granatapfelkernen und Fenchel

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Ofenpfanne mit Gemüse, Würstchen, Ziegenkäse und Pinienkernen

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6 Kommentare zu “Kochbuch-Rezension: „Komm Du mir nach Hause“ von Lotta Lundgren

  1. Julia sagt:

    Ach wie herrlich „Tschong-tschong“, „Pock-pock“ und „Djup-djup“ in nur einem Satz abgeschlossen mit dem Gebrauchtwagen-Resüme – das scheint ein wirklich amüsantes Buch zu sein! Vielen Dank für die Vorstellung, auch wenn es wohl für mich zu Fleisch-lastig ist. Besonders schön finde ich die erfrischend-andere Foodfotografie, weit ab vom rustikalen Spitzendeckchen-Chichi, Du weißt was ich meine 😉
    Ich wünsch Dir einen schönen und unterhaltsamen Sonntag mit diesem Buch!
    Liebe Grüße!
    Julia

    1. Ich weiß genau, was Du meinst, liebe Julia – die Bilder waren für mich tatsächlich auch das erste Kaufargument. 😉 Die wenigen vegetarischen Rezepte in diesem Buch sind leider wirklich ein kleiner Wermutstropfen, aber allein schon zur Inspiration ist es einfach ein herrliches Werk!
      Hab einen wunderbaren Start in die neue Woche, meine Liebe!
      Viele Grüße,
      Ylva

  2. Liebe Ylva,
    Im warsten Sinne des Wortes ein richtiger Hingucker 😉
    Tolles Buch, bin total begeistert.
    Herzliche Grüße,
    Sabine

    1. Hihi! Ja oder, liebe Sabine? Das finde ich auch.
      Es freut mich sehr, dass Dir das Buch so gut gefällt; ich mag es auch niemals wieder her geben 😉
      Ganz herzliche Grüße!
      Ylva

  3. Na, da weiß ich ja, was mir meine Mama zu Weihnachten schenken könnte. Hört sich nach viel Spaß und zugleich nach Nutzen an.

    1. Hach, wie fein, das freut mich!
      Ich wünsche viel Spaß beim Beschenken lassen und vor allem beim Lesen und Nachkochen! 🙂
      Herzliche Grüße,
      Ylva

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