der Klang von Zuckerwatte

Warten auf Godot… 

Warten. Meine größte Schwäche. Ich würde nicht sagen, ich sei ungeduldig. Nein, tatsächlich nicht. Geduldsarbeit ist sogar eine meiner Stärken. Brot backen zum Beispiel. Oder andere („Handwerks“-)Arbeit, die viel Feingefühl und Zeit benötigt. Oder Gartenarbeit, wie beispielsweise Tomaten vom Samenkorn her aufziehen: täglich hegen und pflegen, gießen, gut zureden, aufbinden, weiter aufbinden, umpflanzen, düngen, ihr beim Wachsen zusehen. Kein Problem. Wie widersprüchlich, dass ich es dennoch nicht ertragen kann auf gewisse Dinge zu warten. 

Aber ich mag es nunmal einfach nicht. Dieses Nichtstun können, weil der eigene Part schon längst getan und abgeschlossen ist. Das Abwarten müssen, bis der andere reagiert. Das Ohnmächtig sein, weil man selbst nur da sitzen kann, während man hofft aber nie sicher ist, ob es doch klappt, wie erhofft. Man sitzt da, mit zitternd-kalten Händen, an den Fingern knabbernd und nervös jede Minute auf die Uhr schauend. Auf Post oder das erlösende Klingeln an der Tür bzw. des Telefons wartend. Oder schlicht auf vergehende Zeit. Das ist mit das Schlimmste oder? An der kann nämlich niemand rütteln. Da kannst Du nicht einfach mal „dort droben im großen Haus “ (wie Tad Williams es in den „Dunklen Gassen des Himmels“ mehrmals umschreibt) anrufen und sagen: „Hey, beeil Dich gefälligst mal ein bisschen und dreh doch bitte die Zeit vor!“. Nöö. Geht nicht. Da musste schon selber durch. Irgendwie.

Manchmal helfen ein paar tiefe Atemzüge. Zumindest ein bisschen. Manchmal hilft es auch sich mit sinnlosem Quatsch abzulenken. Doch wenn der Kopf nicht abschalten will, dann will er das eben nicht… und letztendlich sitzt Du also doch wieder da. Finger knabbernd. Wartend. Nervös. Zumindest gegen die flatternden Nerven kann man aktiv etwas unternehmen. Nämlich Sellerie futtern. Wusstet Ihr schon, dass er die Nerven stärkt? Er macht sie mit seinen Mineralstoffen und Vitaminen tatsächlich stabiler und sorgt dafür, dass wir in stressigen Zeiten nicht ganz so schnell ganz so stark gereizt sind und dementsprechend emotional reagieren. Vielleicht sollte ich also mehr Sellerie essen. Der kann nämlich was, der Sellerie und sollte dringend aus der Schublade des eingestaubten „Abnehm-Schönheits-Futter“s geholt werden. Dazu mag er ja auch gut sein. Doch er schmeckt tatsächlich auch sehr lecker und ist gesund. Und das nicht nur, wenn man ihn mit grausigem Flugzeug-Blutersatz-Tomatensaft isst, sondern beispielsweise mit ein paar leckeren Nüssen aus der Pfanne. In dieser Kombination läuft der Sellerie nämlich zur Glanzleistung auf und kann einen richtig in seinen Bann ziehen. Manchmal muss man es einfach nur probieren. Und was das Warten betrifft… naja. Da müssen wir halt leider doch alle durch! Sellerie hin oder her.

Die Idee für dieses Rezept habe ich übrigens aus dem Kochbuch „Die chinesische Tempelküche“ vom AT Verlag.

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Staudensellerie mit Cashewnüssen

Zutaten für 2 Portionen

  • 1 Hand voll Cashewnüsse
  • 3 EL Erdnussöl oder anderes geschmacksneutrales Öl zum Braten
  • 4-6 Stangen Staudensellerie, in kurze, rautenförmige Stücke geschnitten
  • 1 EL Sojasauce
  • ein paar Tropfen Sesamöl

Zubereitung

Einen Wok stark erhitzen, das Öl hinein geben und die Nüsse darin goldbraun braten. Die Nüsse heraus nehmen und auf einem Küchentuch abtropfen lassen. Derweil die Selleriestückchen in das verbleibende Öl geben, kurz anbraten. Die Sojasauce hinzu gießen und zugedeckt auf mittlerer Hitze 1-2 Minuten garen lassen. 

Den Sellerie mit den Nüssen vermischen, auf Tellern anrichten und mit etwas Sesamöl beträufeln. Das Gericht schmeckt sowohl frisch aus dem Wok als auch kalt sehr lecker. Ich habe zudem noch ein paar getrocknete und in Öl eingelegte Tomatenstückchen untergemischt. 

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11 Kommentare zu “Warten auf Godot… 

  1. Uschi Schröder sagt:

    gefällt mir 😀

    1. Lieben Dank! Eigentlich sollte er erst in 1-2 Wochen online gehen, dieser Beitrag. Aber naja. Zum Thema passt’s ja ganz gut 😉
      Viele Grüße,
      Ylva

  2. clubzimmer sagt:

    Also dieses Rezept ist – warte mal, was wollte ich noch mal dazu sagen – asketisch fein!

    1. Vielen Dank! Manchmal sind es wirklich die einfachen Rezepte, die einen am meisten in den Bann ziehen. Das hier war jedenfalls, da stimme ich Dir zu, total fein!
      Liebe Grüße,
      Ylva

  3. Julia sagt:

    Her mit dem Sellerie! Den kann ich gerade gut brauchen! Hätt ich das nur gewusst, dass der gut für die Nerven ist, hätte ich ihn viel häufiger auf dem Speiseplan gehabt 🙂

    1. Guten Morgen meine Liebe!
      Na besser spät als nie oder? Ich wusste auch lange nichts von dieser Wirkung; hatte es aber irgendwo mal gehört und nun auch in diesem Buch gelesen. Ab jetzt kommt er auch bei uns häufiger auf den Teller!
      Einen schönen Tag wünsch ich Dir!
      Ylva

  4. Da werde ich bald sehr viel Sellerie Essen, grins.
    Ich musste sehr lachen, als ich deinen Bericht gelesen habe,mir geht es manchmal ähnlich…
    Dann wollen wir mal testen ob es wirkt, lach.
    Herzliche Grüsse,
    Sabine

    1. Haha, ja… die Geduld… nicht wahr, liebe Sabine? 😉 Augenblicklich stellt sich die Wirkung zwar nicht ein, aber immer mal wieder so ein wenig Sellerie tut schon erstaunlich gut, wie ich finde.
      Auf jeden Fall wünsche ich Dir guten Appetit und starke Nerven *hihi
      Herzliche Grüße,
      Ylva

  5. Tammy sagt:

    Ich erkenne mich wieder in Deinem Verhaltensmuster. Und so schnell ein Leckerbissen gezaubert. Geht mir momentan mit dem herrlichen Fingersalt so!! Tomaten aufschneiden, Salz drauf, zack und essen.

    1. Hach, wie schön, dass es nicht nur mir so geht. Warten ist einfach etwas ganz Furchtbares 🙂
      Und wie toll zu lesen, dass Dir die Salze so gut gefallen! Damit sind tatsächlich so rasch feine Leckereien gezaubert. Einfach toll!
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

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