Pochiertes Ei

Das perfekt pochierte Ei… oder: wenn der Teufel mal wieder Eichhörnchen spielt

Pochierte Eier gehören zum Standard-Repertoire. Und sie sind einfach so köstlich. Ob pur, auf geröstetem Toast, mit etwas Speck oder ein wenig geräuchertem Fisch, mit etwas Senfsauce oder gar auf Salat… pochierte Eier sind eine wahre Köstlichkeit. Doch so klein und fein und unscheinbar sie auch aussehen; manch einer ist an ihrer Zubereitung schon verzweifelt gescheitert.

Auch wir Blogger! Ich habe es in den vergangenen Monaten immer wieder und wieder probiert; mal mit mehr, mal mit eher weniger Erfolg. Letzteres selbstverständlich meist dann, wenn es erst recht darauf ankam. Kurz gesagt: ich stand mit den pochierten Eiern so richtig auf Kriegsfuß. Auch die liebe Julia schrieb vor ca. 1 Woche auf twitter, dass es mal wieder nicht so geklappt hat wie gewünscht. Kitty & Steffen und ich gestellten uns rasch dazu und klagten gemeinsam über misslungene Versuche. Und irgendwann meinte Julia: „Hey Ylva! Schau doch mal ob Du das raus bekommst und zeig uns dann wie es geht!“. Ich nahm die Herausforderung gerne an.

In dieser einen Woche habe ich somit über 20 Eier hinter mir gelassen, verschiedenste Tipps, Tricks und Theorien ausprobiert, gejubelt und geflucht,… doch nun habe ich es endlich, endlich geschafft. Glücklicherweise sind auch misslungene pochierte Eier lecker.

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Doch wie pochiert man denn nun ein Ei? Wenn man sich heutzutage darüber informieren möchte, wie man ein pochiertes Ei denn perfekt hinbekommt, wird man im Internet mit einer regelrechten Flut an Tipps überschwemmt – manche hilfreich, manche weniger. Interessant wird es dann, wenn man merkt, dass sich die Theorien teilweise gegenseitig widersprechen und man glaubt sein bisher erlerntes Wissen wieder umkrempeln zu müssen.

In einem sind sich alle einig: frisch muss ein Ei sein, wenn man es pochieren will. Denn je frischer das Ei ist, umso fester (also weniger wässrig) ist das Eiweiß und umso besser legt es sich beim Pochieren um das Eigelb. Die Frische eines Eis kann man zum Glück ganz einfach feststellen: man nimmt das Ei, legt es vorsichtig in einen Behälter mit Wasser und schaut, ob es zu Boden sinkt oder oben schwimmt. Ein frisches Ei liegt ruhig am Boden, ein weniger frisches schwimmt oben.

Dann der nächste Clou: Essig im Wasser hilft. Tatsächlich! Denn die Chemie beweist: der Essig hilft dem Eiweiß schneller zu stocken. Genau das, was wir wollen. Und man braucht auch gar nicht viel Essig: 1 EL pro Liter reicht völlig aus!

Und nun begeben wir uns in die Gebiete der Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten. Fangen wir mal beim Strudel an. Ich habe Köche im Internet gesehen, die sich beim Strudel wirbeln quasi den Arm abschütteln; andere schwören auf wenig strudeln und wiederum andere lassen ihn ganz weg. Salz ist auch so ein Thema. Manche schwören drauf, andere lassen es prinzipiell weg.

Heston Blumenthal geht wieder einen Schritt weiter und lässt das Ei etwas abtropfen, bevor er es ins Wasser gibt. Um das Eiweiß quasi zu entwässern. Zudem legt er einen Teller in den Kochtopf, damit das Ei möglichst nicht in Berührung mit der Hitzequelle kommt.

Auch gibt es den Trick das Ei in ein Stück eingeölte Folie zu schlagen, diese luftdicht zu verschließen und das Ei dann in der Folie zu kochen. Doch der eigentliche Sinn des Pochierens liegt ja darin liegt, das Ei nicht nur ohne Schale, sondern auch direkt im Wasser zu garen. Zudem nimmt das Ei bei dieser Methode die Form und Falten der Folie an, was ich persönlich überhaupt nicht ansehnlich finde… kurzum: will man richtig pochieren, dann ist der Trick mit der Folie eher unnütz.

Also: was tun? Die Lösung meines Problems war es letztlich: bei den Kollegen gucken. Denn beim Stöbern durch die Blogs landete ich bei ihm. Und er hat sein Rezept für pochierte Eier nicht aus irgendeinem Kochmagazin, -Buch oder -Lehrvideo. Nein! Er macht seine pochierten Eier nach der schlauesten Ente der Welt. Jawohl: Daniel Düsentrieb wusste schon, wie man die perfektesten Eier pochiert… Und da sag noch einer, Comics wären keine Allgemeinbildung! Die Anleitung klang so simpel und geling-sicher, dass ich sie einfach probieren musste. Es funktionierte auf Anhieb. Also hab ich es noch einmal probiert. Und noch einmal. Und dann noch einmal unter Lampenfieber für Gäste… Und es klappte tatsächlich jedes einzelne Mal! Wirklich wahr!

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Der Trick dabei ist wie folgt: Die Eier werden ganz kurz, samt Schale, in kochendem Wasser (mit ein wenig Essig) vorgegart. 10 Sekunden. Mehr nicht. Dann werden sie aufgeschlagen und vorsichtig ins simmernde Wasser gegeben. Zweieinhalb Minuten später hat man perfekt pochierte Eier mit einem wunderbar flüssigen Eigelb. Klingt simpel? Ist es auch!

Um Euch zu beweisen, wie ungemein einfach das geht, habe ich es für Euch gefilmt. Die schriftliche Anleitung im Detail steht wieder unter dem Video.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=tnwuinBzis8&feature=youtu.be]

Habt einen schönen Sonntag und lasst es Euch gut gehen!
Eure Ylva

Pochierte Eier

Zutaten für 1 pochiertes Ei

  • 1 Ei, möglichst frisch
  • 1 l Wasser
  • 1 EL Essig – am besten nimmt man hierfür Weißweinessig. Der ist farblos und geschmacklich am neutralsten. Anderer Essig geht natürlich auch.

Zudem ist ein Eierpieker sinnvoll

Ich pochiere die Eier in einem Topf der 1,5 l fasst. Da kann ich bis zu 3 Eier zur gleichen Zeit pochieren. Drängen sollte man sie nicht, da sie sonst schnell zu einem einzigen Monster-Ei mutieren. Wenn man viele pochierte Eier servieren möchte, pochiert man sie am besten in mehreren Schritten und stoppt jeweils den Garprozess indem man die direkt nach dem heraus Schöpfen aus dem simmernden Wasser in Eiswasser gleiten lässt. Vor dem Servieren kann man sie dann für ein paar Sekunden im simmernden Wasser aufwärmen.

Zubereitung

Das Ei mit dem Eierpieker von beiden Seiten einpieken. Wer keinen Eierpieker hat: mit Stecknadeln geht es auch. Das Wasser mit dem Essig zum Kochen bringen und nun die Eier für 10 Sekunden hinein geben. Sekundenzeiger oder Handys mit Timer-Funktion helfen hier weiter oder man macht es auf die Oldscool-Methode und zählt langsam bis 10.

Nun das Ei heraus fischen (habt Ihr mehr als 1 Ei im Topf beide heraus nehmen), die Hitzezufuhr der Herdplatte so weit runter schalten, dass das Wasser nicht mehr sprudelt, das Ei am Topfrand anschlagen und vorsichtig aber rasch ins heiße Wasser gleiten lassen.

Nun 2 1/2 bis 3 Minuten warten und anschließend die pochierten Eier vorsichtig aus dem Wasser fischen.

Ich reibe gerne etwas Smoke-Salz von Falksalt über die pochierten Eier; das passt herrlich zusammen. Hier habe ich zudem 1/2 TL Fischrogen, die mit Wasabi gewürzt wurden, auf das Ei getan. Lecker!

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Wer sich übrigens davor scheut die Eier im gleichen Wasser zu pochieren, in dem man die auch samt Schale gekocht hat, kann natürlich einen zweiten Topf zur Hilfe nehmen – doch über 2 Minuten Garprozess dürften jedem Keim den Garaus machen.

55 Gedanken zu „Das perfekt pochierte Ei… oder: wenn der Teufel mal wieder Eichhörnchen spielt“

  1. Ein Traum, liebe Ylva! 🙂 Der Tipp mit dem Vorkochen ist prima und ich gehörte bislang auch zur Fraktion „Arm abwedeln beim Strudeln“ – völlig unnötig, wie ich sehe, haha 😉 Vielen Dank für die Anleitung, jetzt sollte echt nichts mehr schiefgehen!
    LG
    Sabrina

    1. Hallo Du Liebe!

      Ich bin beim Strudeln immer völlig verzweifelt – oft ist es dann sogar passiert, dass sich das Eiweiß komplett vom Eigelb getrennt hat 😉 Probier es gerne mal so aus. Ich drücke die Daumen, dass es so nun auch bei Dir klappt. Bei allem, was ich die letzten Tage jedenfalls aufprobiert habe, war das eindeutig die beste und vor allem stressfreiste Methode 😉

      Liebe Grüße!
      Ylva

  2. Habe mich bisher noch nie an pochierte Eier getraut, werde ich aber die Woche mal versuchen. Werde dann von meinem Erfolg/Misserfolg berichten 😉
    Liebe Grüße
    Elena

  3. Also vom Strudeln hab ich ja noch nie was gehört, aber das simmernde, bzw. das kochende Wasser, könnte mit ein Indikator sein, warum meine pochierten Eier immer so zerfetzt waren 🙂 Ich find’s auf jeden Fall super, dass Du uns dieses Küchen-Basic-Wissen mit einem wie immer unterhaltsamen Video vermittelt hast, danke Ylva! Ist der Wasabi-Kaviar eigentlich richtig scharf? Ich steh ja total auf Sommertrüffeln oder ein wenig Trüffelöl zum pochierten Ei… meistens sind es aber ein paar Tropfen vom Öl, das ist einfach günstiger, wenn auch nicht so lecker wie frische Trüffeln 🙂
    Liebe Grüße!
    Julia

    1. Huhu Du Liebe!

      Strudeln tun wohl sehr viele, aber ehrlich gesagt hat das bei mir auch noch nie zum Erfolg geführt – egal ob der Strudel gerade stark oder schwach war.

      Hihi – ja, kochen sollte das Wasser beim Pochieren nicht unbedingt, sonst hat man ganz schnell zerfetze Eier im Kochtopf. Ich hab mal irgendwo gelesen selbst 70°C reicht theoretisch schon aus.

      Auf jeden Fall freut es mich, dass Dir das Video gefällt und hoffe, der Pochier-Frust hat nun ein Ende 😀

      Der Wasabi-Kaviar ist nicht allzu scharf. Man merkt den Wasabi zwar schon heraus, aber die Schärfe ist wirklich nicht stark. Trüffel ist natürlich auch eine tolle Idee; leider kann ich mich persönlich mit Trüffeln immer noch nicht so ganz anfreunden. Der Geschmack ist mir meist einfach zu dominant. Aber vielleicht wird’s ja noch… 😉 Vielleicht muss ich mir auch mal den Geschmacks-Thesaurus anschaffen; ich denke da findet man bestimmt noch einmal die eine oder andere unbekannte Kombination.

      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  4. Liebste Ylva,
    ich denke Dir 1000-Fach für diesen Beitrag!
    Schon seit Jahren tüftel ich herum wie man um alles in der Welt dieses verfluchte (leckere) pochierte Ei hinbekommt. Alle Tipps und Tricks wurden getestet mit mehr oder – meist – weniger Erfolg… Erst vor einigen Tagen wollte ich meinen Freund mit meinen Kochkünsten verzaubern. Beim essen des pochierten Ei’s verzog er nicht nur da Gesicht sondern rügte mich mit „Du hast aber auch schon mal besser gekocht!“ 😀
    Und nun habe ich es nach deiner Methode versucht, zugegeben, ich war skeptisch, war dich doch ein gebranntes Kind aber es klappte wirklich und ich habe mir meine Ehre am Herd wieder erobert. 😉
    Jetzt werde ich öfter und ohne „Angst“ mich an die kleinen Eiwölckchen wagen.
    DANKE!

    Beste Grüße,
    Jenny

    1. Hallo liebe Jenny,

      ganz lieben Dank für Deinen wunderbaren Kommentar und die positive Rückmeldung! Es freut mich riesig, dass der Pochier-Frust bei Dir nun zu Ende ist und ich Dir dabei helfen konnte Dir die Ehre am Herd zurück zu erobern! 😉

      Ich bin auch erleichtert, dass es nun endlich bei mir klappt und wage mich – seitdem ich diesen Trick kenne – auch immer wieder und wieder an diese Eiwölkchen. Sie sind einfach so lecker! 😀

      Viele liebe Grüße und noch einmal ganz herzlichen Dank!
      Deine Ylva

  5. Liebe Yvla,
    ich bin Dir sehr dankbar für diese Variante des pochierens von Eiern. Es hat super funktioniert und den Besuch beeindruckt 🙂

    LG Friesi
    (Die ab heute endlich mal versucht mehr zu kommentieren *yeah*)

  6. Danke für die tolle Anleitung!

    Ich habe erst ein Mal pochierte Eier gemacht (in Frischhaltefolie), aber das war a) sehr umständlich und b) gefiel mir die Form dann gar nicht.

    Auf die beschriebene Weise hat es auf Anhieb geklappt! 🙂

    1. Hi!

      Ja, diese Frischhaltefolien-Eier sehen auch echt nicht schön aus. Vor allem da das Pochieren somit eigentlich recht sinnlos wird. 😉
      Schön, dass Dir meine Anleitung so gut geholfen hat. Ich mache es seitdem auch nie wieder anders.

      Liebe Grüße,
      Ylva

  7. Ich hatte noch nie Eier pochiert, wollte aber so gerne mal Eggs Atlantic (oder wie auch immer sie heißen, die Räucherlachs-Variante von Eggs Benedict^^) ausprobieren. Deine Anleitung ist wirklich super! Schon das zweite Ei war perfekt.
    Danke!

  8. also ich habe das ja noch nie vorher gemacht und kann mir jetzt (mit dieser Methode) gar nicht vorstellen, dass das schwierig sein soll … klappt einwandfrei!

  9. Heute kam ich das erste Mal auf die Idee pochiertes Ei zu machen; ich denke innen soll es noch weich sein. Daher muß man die Zeit auf die Eigröße bemessen; mir ist es nach deinem Rezept auf Anhieb gelungen, ich habe sogar eine wunderbare Rose bekommen, das Eigelb blieb schön mittig. Das Suchen im Internet hat sich gelohnt, obwohl ich es schon von Spitzenköchen gesehen hatte, hatte es mich abgeschreckt.
    Diese Version ist so simpel, so dass ich es wieder machen werde auch für Gäste, danke.

  10. Pochierte Eier einfach: Eine Tasse mit Frischhaltefolie ausfüllen etwas Öl hinein geben das rohe Ei(ohne Schale) hineingeben die Frischhaltefolie zu einem Säckchen verschließen und in kochendes Wasser geben und fertig.Kochzeit nach gefühl

    1. Hallo Erich!
      Vielen Dank für den Kommentar. Das ist allerdings kein echtes Pochieren mehr, da das Ei nicht mit der Kochflüssigkeit in Verbindung kommt, was ja der eigentlich Zweck und die Theorie dahinter ist. Und ich finde allzu schön sieht es auch nicht aus 😉 Aber machen kann man es natürlich so, das stimmt.
      Liebe Grüße,
      Ylva

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