Ou mannomann… Was war das lecker am Dienstag! Uuuuunglaublich!!
Nachdem wir uns zur Hochzeit eine Pie-Form gekauft und diese bereits schon ein-zwei Mal ausprobiert haben, hat es uns nun tatsächlich vollends gepackt: das Pie Fieber! Angefangen hat alles mit einer wunderbaren Cherry Pie (was war die aber auch fein!).
Aber halt! Das ist nicht ganz wahr… Der eigentliche Anstoß Pies mal selbst zu probieren gab uns ein Kochbuch von (wer hätt’s auch anders vermutet?) Jamie Oliver: Zu Gast bei Jamie. Hier stellt er alle möglichen traditionellen englischen Gerichte vor. Für mich als bekennend Anglophile ein MUSS, abgesehen davon, dass das für uns sowieso auf alle Jamie-Bücher zutrifft. Ich war schon oft in England, habe dort auch schon fantastisch gegessen und habe beim Durchblättern dieses Kochbuches immer wieder begeistert „ohhhhh!“ „lecker!“ und „wie cool, das ist auch hier drin!“ von mir gegeben. Ehrlich wahr!
Ein Kapitel in diesem wunderbaren Buch dreht sich um die herrliche Welt der Pies, auf gutdeutsch „Pasteten“; wobei ich hier doch lieber beim englischen Namen bleibe, Anglizismen hin oder her. Ich meine… „Kirschpastete“? Eher nicht.
In besagtem Buch stehen also sehr viele Pasteten Pie Rezepte und alle klingen lecker. Für uns Deutsche mag manches etwas ungewöhnlich sein. Pies an sich kennen wir hier ja nicht unbedingt, aber auch was da alles drin ist, kommt manchen bestimmt etwas wunderlich vor. Beispielsweise die typisch-englische Kartoffel-Brei-Kruste auf der „Milkman vs. Shepard’s Pie“. Die hab ich auch schon in traditioneller Variante in England gegessen und sie ist wirklich viel leckerer als man denken mag, wenn man „Kartoffelbrei-Kruste“ hört.
Eines dieser Rezepte ist die Kate & Will’s Wedding Pie. Die heißt einfach so, hat aber ansonsten wenig mit der Royal Wedding selbst zu tun. Diese Pie sah auf dem Bild vom Rezept schon sooo lecker aus (siehe Bild beim Link oben), dass wir dachten: Die machen wir auch! Nur anders. Experimentieren macht einfach so Spaß!
Dienstag war es dann soweit: Es hat abends so geduftet im Haus, dass unsere beiden Kater nun bestimmt eine Gerüche-Überdosis abbekommen haben. Aber sie scheinen es gut verkraftet zu haben:
Das Dumme an Pies ist (das ist aber auch das einzig Dumme, bis auf die Tatsache, das die Aufnahmekapazität vom Bauch nunmal doch leider begrenzt ist): Wenn die Füllung schon lecker ist hat man es schwer. Denn man muss diese erst einmal abdecken und allein das ist schon echt gemein für kochende Naschhamster wie mich. Abgedeckt wird sie mit einem total leckeren Mürbeteig. Und dann muss die Pie auch noch für ca. eine Stunde in den Ofen… ebenfalls ziemlich gemein!
Doch wenn das herrlich duftende, knusprig-goldene Ding dann eeendlich aus dem Ofen darf… „oh my dear“! Es lohnt sich zu warten und nicht naschen zu dürfen. Und wie!
Wir haben eine Pie-Form mit einem Durchmesser von 28 cm und waren am Dienstag zu dritt. Bis auf ein kleines Stück ist alles weg gekommen, allerdings waren unsere Augen auch fast größer als die Bäuche, die wir uns danach mächtig gerieben haben, weil wir soo satt waren. Die Menge hätte also wahrscheinlich auch für 4 Leute genügt, aber wir hatten nunmal massig Hunger und Appetit.
Für 3-4 Personen, bzw. bei einer Form mit 28 cm Ø braucht man also folgendes.
Für die Füllung – nicht erschrecken, das meiste sind Gewürze:
- 500 g gutes Rinderhack
- Olivenöl
- Salz und Pfeffer
- 2 Zwiebeln (ich hab 1 rote und 1 weiße Zwiebel genommen, die Mischung war toll)
- 2 Knoblauchzehen
- 2 Möhren
- 1-2 Hand voll Erbsen (je nach der Größe der Hände und der Liebe zu Erbsen)
- 0,33 -0,5 Liter Bier, ruhig kräftiges. Ich hab das ganz leicht malzige Schönbuch Bräu Ur-edel genommen – das war super
- 2 EL Mehl
- 2 EL mittelscharfen bis scharfen Senf
- 2 EL Tomatenmark
- 1 EL Zitronensaft
- etwas Chili, getrocknet und zerkrümelt oder frisch und gehackt
- 1 Prise Piment
- 1 Prise Kreuzkümmel
- 1 Prise gemahlene Nelken
- 1/2 TL Zimt
- 400 ml Geflügel- oder Rinderfond
- 50-100 g Gerstengraupen (auch Perlgraupen genannt)
- 50-100 g geriebenen, gut schmelzenden und würzigen Käse (z.B. Emmentaler)
Für den Teig:
- 175 g 550er Weizenmehl
- 110 g Butter in Stücken
- bis zu 5 EL kaltes Wasser
- 1 große Prise Salz
Zuerst beginnt man mit der Füllung, die man auch ein paar Stunden vorher zubereiten kann:
Zwiebeln, Knoblauch und Gemüse schälen und in kleine Würfel schneiden bzw. hacken. Eine große Pfanne gut heiß werden lassen, 2-3 EL Olivenöl hinein geben und wenn dieses anfängt leicht zu dampfen schnell das Fleisch hinein geben. Das Hack für ein paar Minuten braten, gelegentlich umrühren und eventuelle große Klumpen mit einem Holzlöffel zerkleinern. Mit Salz und Pfeffer würzen, die Möhren hinzu geben und auf mittlerer Temperatur für ein paar Minuten unter Rühren leicht anbraten, bis sie weich sind. Die Temperatur etwas weiter herunter schalten, Knoblauch und Zwiebeln hinzu (eventuell auch ein paar weitere Tropfen Öl) und das Gemüse gut dünsten lassen.
Mit dem Bier ablöschen, die Temperatur wieder erhöhen und so lange köcheln lassen, bis die Flüssigkeit auf die Hälfte eingekocht ist. Dabei immer wieder mal gut rühren. Nicht vergessen ab und zu mal den Kopf über die Pfanne zu halten und zu schnuppern… mhhh! Nun die Gewürze hinzu geben: Chili, Piment, Zimt, Kreuzkümmel und Nelken. Lieber erst einmal wenig nehmen und später nachwürzen. Mehl, Senf, Zitronensaft und Tomatenmark dazu geben, gut umrühren. Den Fond hinzu geben, ebenso die Erbsen, wieder aufkochen lassen und nun so lange auf mittlerer Stufe köcheln lassen, bis Ihr eine gut eingedickte und stark reduzierte Flüssigkeit in der Pfanne habt. Das dauert ein Weilchen. Aber nur Geduld: Abwarten und Tee trinken!
Nebenbei die Gerstengraupen quellen lassen: Einen kleinen Topf mit Wasser und etwas Salz (etwas weniger Salz wie für beispielsweise Nudelwasser nehmen) zum Kochen bringen. Die Graupen hinein geben, die Temperatur auf niedrig herunter schalten, Deckel auflegen und für 15 Minuten quellen lassen. Anschließend in ein Sieb abseihen und die Graupen in die Pfanne zur Pie-Füllung geben.
Ist die Flüssigkeit in der Pfanne stark genug eingedickt (in etwa so wie auf dem Foto) den Käse in die Füllung einrühren. Dann könnt Ihr den Herd ausschalten und dem Ofen dafür schon einmal ordentlich einheizen: 180° Ober- und Unterhitze.
Und jetzt geht’s an den super-lecker Knusper-Teig:
Mehl, Butter und Salz in eine Schüssel geben und erst mit einem Messer die Butter in kleinere Stückchen schneiden, dann mit einer Gabel die Butter gut mit dem Mehl verquetschen. Oder die Hände zur Hilfe nehmen und so die Butter ins Mehl einarbeiten (oder andersrum). Nimmt der Teig schon langsam eine bröselige Form an könnt Ihr etwas Wasser hinzu geben. Esslöffel nach Esslöffel, dazwischen gut weiter kneten. Der Teig darf nicht „nass“ werden, er soll am Ende schön geschmeidig, fest aber dennoch gut ausroll- bzw. formbar sein. Ist der Teig fertig, rollt Ihr ihn mit einem Nudelholz und ganz wenig Mehl möglichst so aus, dass Ihr am Ende eine runde Scheibe habt die genau den oberen Rand der Pie Form abdeckt. Ein bisschen Teig darf gerne über stehen: der wird später abgeschnitten und als Zierde benutzt. Ich hab beim Ausrollen immer wieder die Form zur Hand genommen und mit dem ausgerollten Teil abgeglichen – so hab ich schnell gesehen, wo ich noch mehr rollen musste.
Die Füllung in die Pie Form gießen oder schöpfen und die Pie Form mit dem Teig abdecken. Hierzu ein Trick von Jamie: Den Teig behutsam und locker auf das Nudelholz aufrollen und über der Pie Form wieder abrollen – so reißt er auf dem Weg zur Form nicht so schnell. Am Rand der Form den Teig gut andrücken, überstehenden Teig abschneiden und zum Verzieren nutzen: Beispielsweise ausrollen und mit Ausstechern Herzen, Sterne, Tiere etc. ausstechen oder auch den ein oder anderen Quatsch formen… Das Verzieren macht übrigens super Spaß!
Die Pie in den vorgeheizten Ofen schieben und für 40-50 Minuten darin backen. Sieht sie nach 50 Minuten noch etwas blass aus, die Temperatur auf 220°C erhöhen und für weitere 10 Minuten backen.
Aus dem Ofen holen, schnell die Leute an den Tisch rufen (wenn sie der Duft bis jetzt noch nicht in die Küche gelockt hat) und die Pie in die Tischmitte stellen. Da die Füllung der Pie doch eher flüssig ist, eignen sich hier tiefe Teller.
Zusammen mit einem leckeren, gut gekühltem Bier oder einem frischem Rotwein servieren. Reinhauen. Genießen. Sich freuen!
Ohje – diese Pie war einfach verboten lecker! Einfach ein Klasse Wohlfühl-Essen.
Wir können das am Wochenende ja wiederholen. Zum Beispiel können wir am Sonntag eine Pie machen und uns den ganzen Tag nur davon ernähren… Verdammt, ich krieg schon wieder Hunger! 😀