Cream Tea

Die Zeit anhalten… mit einem klassischen Cream Tea

Spätestens heute hat er auch uns, die hier im Süden Deutschlands wohnen, wieder: der Arbeitsalltag. Weihnachten ist endgültig vorbei, die herrlich gemütlichen Tage über Neujahr ebenso… und manch einer kam heute morgen nur schwer und vielleicht auch mit einem leicht wehleidigen Stöhnen aus den Federn. Die Pflicht hat uns wieder.

Umso wichtiger war es am Wochenende noch einmal die Zeit anzuhalten, einfach (fast) gar nichts zu tun und die Ruhe zu genießen. Die ersten Pläne für das neue Jahr wurden gesponnen, die Füße hochgelegt und genau das getan, worauf wir Lust hatten. Beispielsweise den Himmel auf Erden auf den Tisch zu zaubern: Cream Tea – die Absolution des Kaffeekränzchens.

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Der Unterschied: statt Kaffee gibt es schwarzen Tee – immerhin kommt die Tradition aus dem schönen England – und statt Kuchen gibt es Scones. Diese werden mit Clotted Cream serviert, einer Art dreifach-Sahne mit dem Geschmack von irgendwo zwischen Butter und Crème fraîche und der Konsistenz von unbeschreiblich, sowie einem guten Klecks Erdbeermarmelade. Das Ganze schmeckt so göttlich, dass man nur noch selig am Tisch sitzt und denkt „nun kann die Welt aufhören zu existieren und mir ist das so egal, dass ich gern noch ein wenig hier sitzen bleiben mag“. Nicht nur ein perfekter Urlaubsabschluss, sondern auch eine herrliche Art das Wochenende zu zelebrieren.

An Clotted Cream kommt man in Deutschland nur schwer heran. Entweder man hat das Glück in einem Feinkostladen oder einem English Shop einen Becher damit zu ergattern… oder man muss den besten Bruder der Welt bitten, von seinem Urlaub in Devon etwas davon mitzubringen. Hat er natürlich gemacht! Lieben Dank, Bruderherz!

Wer zudem in oder um Stuttgart wohnt, kann einen Ausflug in die Weißenburgstraße 29 machen, vielleicht noch ein Tässchen Tee schlürfen und sich hier eine Portion Clotted Cleam kaufen.

Wem das Glück nicht hold ist: Clotted Cream kann man auch selber machen. Mit guter Sahne und ein wenig Geduld. Stattdessen einfach Butter zu nehmen wäre ein Fehler. Glaubt mir – das schmeckt nicht halb so gut!

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Cream Tea

Zutaten für 6 Scones (nach dem Rezept aus dem herrlichen Büchlein „Bake for Britain“ vom Summersdale-Verlag)

  • 225 g Mehl
  • 2 EL Zucker
  • 1 TL Backpulver
  • 1 Prise Salz
  • 50 g Butter
  • 1 Ei
  • 80 ml Milch + ein wenig weitere Milch zum Bestreichen
  • eventuell Rosinen

Zusätzlich:

  • Clotted Cream
  • Erdbeermarmelade
  • Schwarztee
  • und, wer es braucht, Milch & Zucker

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Zubereitung

Den Backofen auf 200°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Derweil Mehl, Zucker, Backpulver und Salz in einer Rührschüssel vermischen.

Die Butter in Würfeln dazu geben, ebenso das Ei und die Milch und alles zu einem glatten, geschmeidigen Teig verkneten. Wer eine Leidenschaft für Rosinen hat kann 3-4 EL davon hinzugeben und unterkneten.

Den Teig in 6 gleich große Stücke teilen, zwischen den Handflächen zu Bällchen rollen und diese dann möglichst gleichmäßig flach drücken, bis sie eine Dicke von 2,5 cm haben. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen, mit etwas Milch bestreichen und für 15 Minuten backen, bis die Oberfläche der Scones eine schöne, goldgelbe Färbung angenommen haben.

Zusammen mit der Clotted Cream, etwas Erdbeermarmelade und einem frisch gebrühten Schwarztee servieren. Die Scones werden aufgeschnitten und dann jede Hälfte mit einer Schicht Clotted Cream, sowie einer Schicht Erdbeermarmelade bestrichen (zumindest in Devon – in Cornwall macht man es genau andersrum). Und wie immer gilt: je kitschiger die Teetassen und Kuchenteller, umso besser schmeckt’s!

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Und wie macht man nun Clotted Cream?

Man benötigt, wie schon gesagt, nur Sahne, Zeit und Geduld. Je besser die Sahne, umso besser das Ergebnis: ich bevorzuge die gute Bio-Sahne, bei der sich oben nach einiger Zeit sogar der feste Rahm absetzt.

Die Sahne in eine große Pfanne gießen und auf niedrigster Stufe langsam erhitzen. Nach ca. 1 Stunde bildet sich oben eine leichte Kruste. Diese abschöpfen, in eine Schüssel geben und mit der übrigen Sahne in der Pfanne Stunde für Stunde weiter so verfahren, bis entweder die Sahne komplett abgeschöpft ist oder man genügend Clotted Cream in der Schüssel hat. Diese muss zum Festwerden, am besten über Nacht und abgedeckt, in den Kühlschrank gestellt werden, bevor man sie zu seinem Cream Tea serviert.

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Es gibt auch eine „unkomplizierte“ Methode, die ich allerdings bisher noch nicht ausprobiert habe: Dazu wird die Sahne über einem Topf im Wasserbad möglichst gleichmäßig erhitzt, bis sie nach ca. 1 Stunde eben jene Kruste bildet. Dann stellt man die Schüssel in eine zweite voll Eiswasser um die Sahne abzukühlen. Anschließend deckt man die Schüssel ab und stellt sie – ebenfalls über Nacht – in den Kühlschrank. Am Folgetag kann man die fest gewordene, obere Schicht der Sahne abschöpfen und hat somit Clotted Cream. Die restliche Sahne kann man weiterhin zum Kochen verwenden.

19 Gedanken zu „Die Zeit anhalten… mit einem klassischen Cream Tea“

  1. Himmlisch, liebe Ylva! Scones mit Clotted Cream werden hier auch seeehr hoch gehandelt! 😉 Selbst gemachte Clotted Cream steht übrigens schon seit bestimmt einem Jahr auf unserer To-do-Liste, aber als wir kurz vor Weihnachten dann zufällig an einem englischen Shop vorbeikamen, wurde die Fertigvariante im Glas eingepackt und wartet seitdem darauf, dass wir endlich mal wieder Scones backen. Deine beiden Rezepte werden jedenfalls gespeichert! 🙂
    LG
    Sabrina

    1. Ach, liebe Sabrina, so eine „Fertigvariante“ ist hier doch wesentlich unkomplizierter – und wenn Ihr tatsächlich an das Original heran gekommen seid, ist es doch super! 🙂 Und wie schön, dass Ihr auch Cream Tea Fans seid. Es schmeckt auch einfach herrlich oder? 😉
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

    1. Hach, Cheriechen, das Fernweh kenne ich nur zu gut! 🙂 Umso mehr habe ich diesen Nachmittag genossen und mir statt einem auch gleich noch einen zweiten Scone gegönnt… und dafür lieber das Abendessen wegfallen lassen (ich vergesse immer wieder, wie satt diese köstlichen Teilchen machen) 😉
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  2. Liebe Ylva,
    Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich heute über dieses Rezept gefreut habe. Habe schon seit Montag einen Jieper auf Scones! Heute Nachmittag wird dieser dank Dir endlich befriedigt!
    Liebe Grüße
    Gyöngyi

    1. Liebe Gyöngyi,

      ach, wie schön! Es freut mich riesig, dass ich Dir helfen konnte 😉 Ich kenne diesen Jieper auf Scones auch nur zu gut und bin so froh, dass ich auch gleich auf Anhieb so ein Glück mit dem Rezept hatte: eine herrliche, krümelig-buttrige Konsistenz und frisch aus dem Ofen ein wahrhaftig himmlischer Genuss.

      Ich wünsche Dir einen wunderbaren Cream Tea heute Nachmittag – lass es Dir schmecken!
      Ylva

  3. Hm, ich liebe Scones. Habe sie das erste Mal in Irland gegessen und bin seit dem völlig begeistert. Ich war kürzlich in Süd Afrika für einen Monat am Reisen und dort gibt es in fast jedem Cafê/Restaurant Scones, das war traumhaft;) Clotted Cream habe ich glaube ich noch nie probiert, glaube ich zumindest…Wobei ich mich erinnern kann, dass es in Irland oft „Sahne“ dazu gab und ich mich immer gewundert habe was ich mit der Sahne anstellen soll..aber wahrscheinlich war es demnach Clotted Cream;)
    Danke für das Rezept, das werde ich mir abspeichern.
    Liebe Grüsse,
    Krisi
    http:/7excusemebutitsmylife.blogspot.com

    1. Liebe Krisi,

      ja, in Südafrika kommt man auch herrlich an Scones – nur hierzulande ist es wirklich schwierig. Zum Glück gehen sie tatsächlich super einfach zu backen, wie ich jetzt feststellen musste.

      Clotted Cream muss man irgendwann im Leben einmal probiert haben – und dann vergisst man es nie 😉 Leider gibt es auf den Britischen Inseln für Touristen manchmal tatsächlich einfach nur geschlagene Sahne zu den herrlichen Teilchen, statt dem Original, wie mein Bruder es erst neulich feststellen musste. Clotted Cream selbst ist streichfähig, leicht gelblich wie Butter und schmilzt im Mund wirklich wunderbar dahin; perfekt in der Kombination mit den krümeligen Scones und der süßen Marmelade. Mjamm!

      Solltest Du mal in die Gelegenheit kommen echte Clotted Cream zu probieren, denk an mich und iss einen Happen für mich mit 😉

      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  4. Uiuiui, und dann hast Du also mit Clotted Cream aus Devon einen Cornish Cream Tea gemacht …?! Frevel! Na ja, nicht ganz ernst gemeint. Aber der reinen Lehre zufolge kommt beim Devon Cream Tea erst die Clotted Cream, dann die Konfitüre auf die Scones. Beim Cornish Cream Tea ist es, wie bei Dir hier, umgekehrt. Da können sie sich auf der Insel echt drüber streiten, siehe hier:
    http://www.dailymail.co.uk/news/article-1279928/Furious-row-erupts-origin-cream-tea–Devon-Cornwall.html
    Ist mir aber auch egal. 😉 Ich bin ganz bei Dir, was das Wohlfühlpotenzial von Scones angeht – in welcher Reihenfolge auch immer bestrichen! Schöne Fotos, so oder so.

    1. Old habits die hard, liebe Sabine 😉
      Ich bin tatsächlich den „Cornish Cream Tea“ gewohnt und habe sofort los gelegt mit der Konfitüre… Bis mir dann einfiel, dass die Clotted Cream aus Devon kommt und die Scones auf diese Art ohnehin einfacher zu bestreichen sind. Die zweite Fuhre wurde somit andersrum gemacht. Gerade nochmal gut gegangen 🙂

      Schmecken tut es zum Glück dennoch! Und ganz lieben Dank für das Lob an den Fotos!
      Viele Grüße,
      Ylva

  5. Liebe Ylva,

    was für eine schöne Idee zum Zeit anhalten! Scones sind so etwas leckeres, leider mach ich sie selbst viel zu selten… wird mal wieder Zeit 🙂
    Drück dich!
    Dani

    1. Liebe Dani,

      ich muss sogar ganz betreten zugegen, dass dies meine allerersten selbst gebackenen Scones waren. Irgendwie dachte ich früher immer die wären irre kompliziert zu backen. Dann sah ich das Rezept und hab umgehend losgelegt 😉

      Hab noch einen schönen Abend, meine Liebe!
      Ylva

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