der Klang von Zuckerwatte

Schwedischer Backnachmittag: Wienerbröd

Jeder kennt sie, jeder hat sie: diese paar Leckereien aus der Vergangenheit, die man – einmal gegessen – nie wieder vergisst. Die einen packen und nicht mehr loslassen; egal wie viele Jahre vergehen. Das kann etwas so simples und dennoch so leckeres sein, wie die Kartoffelpuffer von Oma, oder Muttis Markklößchen, die es ab und zu an Weihnachten gab, wenn wir Kinder sie ganz lieb baten und dann artig waren,… oder aber die süßen Teilchen, die es immer nur im Urlaub gab.

Nun gehörte ich ja nie sonderlich zu der „Süß“-Fraktion. Während die Nachbarskinder Kriege um Bonbons, Schokoriegel und Kaugummi austrugen, stand ich schon als Sechsjährige verständnislos daneben und knabberte selig an einem Nori-Blatt oder Saitenwürstchen. Doch während der Urlaube in Schweden konnte ich nicht umhin zwei Dinge wirklich lieben zu lernen: Kanelbullar und Wienerbröd. Kanelbullar, das sind diese mit Zimtzucker-Butter versehenen Hefeteig-Schnecken, die man in Schweden schon außerhalb der Bäckereien am Geruch erkennt, und denen man schon beim ersten Bissen total verfallen muss, so köstlich wie sie sind. Diese habe ich hier bereits vorgestellt.

Ebenso wie Kanelbullar gehört auch Wienerbröd in die Kategorie „süßes Teilchen“. Hier sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass die Schweden für ihren Kaffeekonsum bekannt sind. Die alltägliche Kaffeepause gehört für die Schweden einfach dazu und zu der Kaffeepause gehört stets ein Stück Gebäck. Und backen, das können die Schweden meiner Meinung nach besser, als irgendwer sonst auf der Welt. Wer einmal dort oben in den Genuss eines solchen Gebäcks gekommen ist, weiß wovon ich spreche.

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Wienerbröd ist ein Oberbegriff für süße Teilchen aus Plunderteig , die oft mit verschiedenen Toppings gefüllt oder belegt und zudem gerne mit Schokoladen- oder Puderzuckerglasur verziert werden. Meine Lieblingsvariante während der Schweden-Urlaube war mit Vanillecreme, ähnlich wie Pudding, die auf den Teilchen oben drauf war und Zuckerguss, der das Ganze gekrönt hat.

Da Plunderteig nun zwar einfach, aber nicht allzu schnell herzustellen ist, wird er in den eigenen vier Wänden meist weniger gemacht. Schade eigentlich, denn man braucht nur etwas Zeit mitzubringen um eine göttliche Basis für herrliche süße Teilchen zu erhalten. Von der Herstellungsart und dem Aussehen nach dem Backvorgang ähnelt er dem Blätterteig, doch wird bei der Herstellung Hefe verwendet.

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Plunderteig erhält man, wenn man Hefeteig ausrollt, mit eiskalter Butter belegt, zusammen klappt, wieder ausrollt, mit Butter belegt, usw. Mindestens drei-vier Mal. Dazwischen kommt der Teig in den Kühlschrank. Vor dem Backen braucht er zusätzlich etwas Zeit zum Gehen und im Ofen plustert er sich auch noch einmal ordentlich auf.

Nach einigem Suchen nach einem Rezept, dass möglichst nah an meine Erinnerung an meine Lieblingsteilchen Aus der Kindheit heran kommt, habe ich gestern mit meiner Freundin Meike einfach mal los gelegt, ausprobiert und gebacken.

Das Ergebnis: Zwei Sorten herrlicher Teilchen: Die Variante mit Vanille-Creme war nicht ganz süß genug und das Topping erinnerte von der Konsistenz und auch vom Geschmack her leider sehr an Rührei. Die zweite Variante mit Butter-Vanillezucker obendrauf war herrlich süß und zudem leicht knusprig. Beide Varianten sind lecker geworden, doch leider kommen sie nicht ganz an die Wienerbröd aus meiner Erinnerung heran.

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Ich werde also weiter fleißig ausprobieren und Euch auf dem Laufenden halten. Bis dahin aber erst einmal das Rezept, so wie wir es gestern gemacht haben:

Für 1 Blech (ca. 15-20 Stück):

  • 1/8 l Milch
  • 1/2 Frischhefe (20-25 g)
  • 1 Ei
  • 1/2 TL Salz
  • 300 g Mehl
  • 50 g Butter + zusätzlich 100 g eiskalte Butter aus dem Kühlschrank
  • 2 EL Zucker

Für die Vanillecreme-Füllung:

  • 1 Ei
  • 1/8 l Milch
  • 1 EL Zucker
  • 1 EL Mehl
  • 1 Vanillestange

Für die Butter-Zucker-Masse:

  • 25 g Butter
  • 25 g Zucker
  • 1 TL Vanillezucker

Zusätzlich zum Verzieren:

  • ein paar TL Puderzucker
  • etwas Zitronensaft oder Wasser um die Glasur anzurühren

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Die Hefe in die Milch hinein bröseln, das Ei dazu geben und gut verquirlen. Mehl, Salz und Zucker miteinander in einer Rührschüssel vermischen, die 50 g Butter dazu geben, grob mischen und die Milchmischung in 2-3 Schritten unterrühren.

So lange verkneten, bis ein glatter Teig entsteht, der möglichst nicht mehr an der Rührschüssel kleben sollte.

Den Teig umgehend ausrollen, so dass ca. ein 45 cm breites und 20-30 cm tiefes Rechteck vor Euch liegt. Etwa 1/4 der eiskalten Butter in hauchdünnen Scheiben auf 2/3 des Teiges verteilen. Den Teig in Dritteln zusammenfalten und zwar so, dass das unbelegte Drittel vom Teig zuerst eingeklappt wird.

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Den zusammen geklappten Teig in Folie einpacken und in den Kühlschrank legen. Nach 30 Minuten den Teig heraus holen, wieder ausrollen, mit dem zweiten Viertel der Butter (wieder hauchdünne Scheiben und wieder auf 2/3 der Teigfläche) versehen. Den Teig erneut wie vorhin zusammen falten, wieder in den Kühlschrank legen.

So häufig wiederholen, bis die Butter aufgebraucht ist. Zwischendrin den Teig immer schön für eine halbe Stunde kühlen.

Anschließend den Teig wieder ausrollen und in kleinen Stücken in Form bringen:
Entweder man schneidet das ausgerollte Recheck in Streifen, die man zu Spiralen dreht und beispielsweise in einer S-Form zu einem Teilchen formt. Oder man dreht die Spirale zu einer Schnecke auf oder formt sie zu einer 8.

Oder man macht „Servietten“ draus: Den Teig dazu in Quadrate schneiden und die 4 Ecken wie eine Serviette zur Mitte hin falten und dort leicht festdrücken.

Die Teilchen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen – Achtung: nicht zu nah aneinander, denn sie gehen noch auf – und für nochmals 30-60 Minuten ruhen lassen. In der Zwischenzeit kann man die Füllungen vorbereiten und den Ofen vorheizen: Ober- und Unterhitze, 225°C.

Für die Vanillecreme die Milch mit den Eiern verquirlen, den Zucker und das Mehl vermischen und unter die Milch rühren. Die Vanillestange mit einem Messer quer einschneiden, das Mark heraus kratzen. Beides zur Milch geben und unter Rühren aufkochen lassen, bis die Masse eindickt. Vom Herd nehmen und bis zur Verwendung bei Seite stellen.

Für die Zucker-Butter-Masse Zucker, Butter und Vanillezucker ordentlich miteinander vermischen und ebenfalls bis zur Verwendung bei Seite stellen.

Haben die Teilchen auf dem Blech genug geruht, können sie mit der Füllung versehen werden. Die Gebäcke großzügig damit versehen – die eine Hälfte der Teilchen mit der Vanillecreme, die andere Hälfte mit der Zucker-Butter.

Für 10-20 Minuten in den Ofen schieben, bis sie knusprig aussehen. Anschließend noch mit etwas Puderzucker-Glasur verzieren.

Warm schmecken sie am besten, aber kalt sind sie auch sehr fein! Guten Appetit!

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Ach ja: Von den Teilchen mit der Zucker-Butter-Masse gibt es leider keine Fotos – diese waren zu schnell alle.

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2 Kommentare zu “Schwedischer Backnachmittag: Wienerbröd

  1. Uschi Schröder sagt:

    ah ha, meike hat herzhaft reingebissen……ich seh’s 😀

    1. Ja, das haben wir aber alle 🙂

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