Ups, da hat’s mich wohl voll erwischt! Nachdem ich letzte Woche den herrlichen Film Tampopo gesehen habe, war ich voll im Nudelsuppen-Fieber. Klar, nach so einem Film. So kam es, dass ich zum ersten Mal (von meinem so heiß und innig geliebten Sushi einmal abgesehen) japanisch gekocht habe. Und ich war gleich so begeistert… dass ich einfach nicht mehr genug davon bekommen konnte bzw. kann.
So gab es nicht nur am Tag nach der Nudelsuppe gleich eine zweite – wieder mit selbst gemachten Udon-Nudeln – sondern auch massenweise Recherche meinerseits: über die asiatische Küche im Allgemeinen. Bei Kochbüchern angefangen, bis hin zu Internet-Durchforstungen. Und was man dabei alles findet! Mannomann!
Mein Bruder ist nun schon seit Jahren ein absoluter Japan-Fan, war dort auch schon einmal für 3 (?) Wochen um sich das Land an zuschauen, lernt sogar die Sprache und ist einfach begeistert von der Kultur, den Menschen und dem Land an sich. Ich bin da doch eher Neuling auf dem Gebiet und bin immer wieder auf’s Neue überrascht, was sich die Japaner alles ausdenken. Zum Teil wirklich sehr seltsame Dinge. Beispielsweise bin ich auf einen Bericht über Süßigkeiten gestoßen, die man sich anrühren kann und dann möglichst so formt und herrichtet, so dass sie aussehen, wie eine vollständige Mahlzeit, beispielsweise Nudelsuppe oder Sushi. Natürlich im Miniformat und mit künstlichen Aromen (bestimmt en masse) – aber allein die Idee! Falls Ihr neugierig seid, schaut gern mal rein.
Auf der Suche nach Rezepten bin bei etwas hängen geblieben, das ich in Filmen, Spielen, Illustrationen und Co. immer mal wieder gesehen habe und bei dem ich mich immer gefragt habe: „Mensch! Was ist denn das? Will ich unbedingt wissen.“
Beispielsweise bei einem der wunderschönsten Filme, die ich bisher gesehen habe: Chihiros Reise ins Zauberland. Den Film habe ich zum ersten Mal vor etwa 5 Jahren gesehen und er hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Bis heute gehört er mit zu meinen Lieblingsfilmen. Er ist einfach schön und obwohl er gezeichnet und auch für Kinder ein schöner Film ist, ist er tiefgründiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag und daher auch ein herrlicher Filmgenuss für Erwachsene. Gezeichnet wurde er von dem fantastischen Hayao Miyazaki, der hier auch Regie geführt hat. Wem der Name nichts sagen sollte: von ihm stammen auch die Filme Prinzessin Mononoke, Das Wandelnde Schloss, Mein Nachbar Tortoro und viele mehr – alle ebenso herrlich-fantastische Filme wie fast schon künstlerische Meisterwerke, die mich immer wieder zum Träumen und Schwärmen bringen.
Chihiros Reise ins Zauberland handelt von der 10 Jahre alten Chihiro, die sich zusammen mit ihren Eltern auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause verfährt und schließlich in der Zauberwelt Aburaya landet. Dort stürzen sich ihre hungrigen Eltern auf ein Festmahl, das eigentlich den Götter bereit steht; zur Strafe werden sie in Schweine verwandelt. Chihiro beschließt nach dem ersten Schock, ihre Eltern zu retten. So findet sie schließlich in dem Badehaus der Hexe Yubaba Arbeit, welches den Göttern und Geistern der Zauberwelt dient. Sie lernt das Zauberland mit dessen Mitbewohnern kennen und erlebt dabei nicht nur viele Abenteuer, sondern muss auch Mut und innere Stärke beweisen. Hilfe bekommt sie dabei von ihrem Freund Haku und anderen Freunden, die sie sich durch ihre liebenswerte Art für sich gewinnen kann.
Und nun zum Essen: Chihiro bekommt ungefähr in der Mitte des Filmes von Haku etwas zu essen angeboten, nämlich – wie ich nun endlich heraus gefunden habe – Reisbällchen. Diese heißen „Onigiri“ und sind meist gefüllt.
Klassischerweise nimmt man für die Onigiri Sushi-Reis, denn die Bällchen werden mit den Händen gepresst. Daher müssen die Reiskörner klebend sein um zusammen halten zu können. Im Gegensatz zu Sushi wird der Reis nach dem Kochen allerdings meist lediglich mit Salz gewürzt. Zusätzlich kann man dem Reis aber dann noch weitere Zutaten beigeben, um ihn etwas würziger zu machen, beispielsweise Sesam-Saat, Kräuter, Soja Sauce… oder man kann die Bällchen nach dem Rollen in Gewürzen oder Sesam rollen, damit die auch spannender aussehen als „nur“ weiß. Wenn man nicht darauf verzichten kann, darf man natürlich den Reis auch mit der Sushi typischen Reisessig-Zucker-Salz-Mischung würzen. Allerdings hat man dann keine Onigiri mehr, sondern anders aussehendes Sushi.
Das Schöne an den Onigiri ist: Sie sind unglaublich vielseitig:
- Sie können ohne Füllung sein, oder mit. Die Füllung selbst bietet hierbei eine Vielzahl an Möglichkeiten und was man letztlich nimmt bleibt jedem selbst überlassen: Fleisch oder Fisch füllen – roh, gegart, gemixt mit anderen Zutaten,… Fleischbällchen, Fleischsalat, Fischsalat, Gemüse, Pickles, Miso-Paste, Früchte, alles, was man auch für Sushi nehmen kann… den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Zudem kann die Füllung komplett versteckt sein oder auch heraus ragen.
- Sie können mit Nori umwickelt sein oder auch mit anderem oder einfach gar nicht.
- Sie können nach dem Pressen gleich zum Verzehr bereit gelegt oder vorher kurz angebraten werden oder/und in Zutaten wie Sesam gewälzt bzw. damit bestreut werden.
- Man kann den Reis pur nehmen oder mit anderen Zutaten vermischen um den Geschmack oder das Aussehen spannender zu machen.
- Und die Form ist ebenso beliebig: Dreieck, Kugel- und Zylinderformen sind zwar „traditionell“, aber kann man sich beim Formen auch richtig austoben und sich einen Spaß machen, indem man beispielsweise Figuren oder Gesichter formt und diese mit Nori-Blättern oder anderen Lebensmittel verziert oder hervorhebt.
Und eben wegen der Vielfältigkeit und der liebsten Hauptzutat der Japaner überhaupt – Reis – sind die Onigiri in Japan eine so beliebte Zwischenmahlzeit, dass sie auch ständig in Mangas, Filmen und Co. vorkommen. Ebenfalls praktisch an den Bällchen: Man kann sie gut vorbereiten und sich für eine spätere Mahlzeit bereit stellen, bzw. ins Büro, in die Schule oder zum Picknick usw. mitnehmen. Sollen sie mit Nori-Blättern umwickelt werden, werden diese gern separat mitgenommen und erst kurz vor dem Verzehr um die Bällchen gewickelt. So werden sie nicht „aufgeweicht“ und dabei „lasch“, sondern bleiben schön geröstet-„knusprig“.
Und da wir schon beim Nori sind: Eine super Methode Nori frisch zu halten, nachdem man die Packung geöffnet hat sind verschließbare Toppits-Beutel: Die Nori aus der alten Packung nehmen und in den ausreichend großen Beutel legen. Die Luft vorsichtig heraus drücken und den Beutel verschließen. So zieht das Nori keine Feuchtigkeit und bleibt länger knackig. Ich probiere das nun schon selbst eine Weile lang aus und es funktioniert super.
Ich habe heute mehrere verschiedene Sorten Onigiri gemacht. Einfach, weil ich wissen wollte, was mir und meinem Schatz gut schmeckt, was ich noch weiter ausbauen oder ändern kann und um am Ende auch eine schöne bunte Mischung auf dem Teller zu haben. Vorerst musste ich allerdings erst mal bei meinem Bruder nachfragen, was er denn an Füllungen empfehlen kann. Er meinte, besonders lecker sei mit Mayo angerührter Thunfisch aus der Dose. Das musste ich natürlich ausprobieren. Also: auf an die Arbeit!
Für 3-4 wirklich sättigende Portionen braucht Ihr:
- 500 g Sushi-Reis
- 1/2-1 TL Salz
- 100 g Rindfleisch (ich habe Rouladenfleisch genommen), in kleine Würfel geschnitten
- 1 TL gehackter Ingwer
- 1/2 TL Wasasipaste
- 1-2 EL Sojasauce
- etwas Öl
- 1 Frühlingszwiebel, gehackt
- 100 g Lachsfilet, in kleine Würfel geschnitten
- 50 g Thunfisch aus der Dose (im eigenen Saft konserviert)
- 1 TL Mayonnaise
- 1/2 TL Wasabipaste
- 1-2 EL Sesamsaat, kurz in der Pfanne geröstet
- Nori-Blätter
Den Sushi Reis gründlich waschen un din einen Topf mit ca. 600 ml Wasser geben. Aufkochen lassen, den Deckel auf den Topf legen und den Reis für 10-15 Minuten bei mittlerer Hitze sanft köcheln lassen, bis das Wasser komplett aufgesogen ist. Die Herdplatte ausschalten und zugedeckt für weitere 10 Minuten ziehen lassen. Danach den Topf vom Herd nehmen, Deckel abnehmen und das Salz unterrühren. Den Topf mit einem feuchten, sauberen Tuch bedecken, damit der Reis auskühlen kann ohne auszutrocknen. In der Zwischenzeit die Füllungen zubereiten:
Das Rindfleisch mit etwas Wasabi, den 1-2 El Sojasauce und dem gehackten Ingwer vermischen und in eine Pfanne mit etwas heißem Öl geben. Für 2 Minuten kurz und unter rühren kräftig anbraten, bei Seite stellen und eventuell mit etwas Frühlingszwiebeln mischen.
Den Lachs mit Frühlingszwiebeln mischen und eventuell noch etwas eingelegten und gehackten Ingwer, den man auch für’s Sushi verwendet, unterrühren.
Den Thunfisch gut abtropfen lassen, mit Mayo und Wasabi würzen.
Und nun geht es ans Bällchen formen: Eine Schüssel mit kaltem Wasser bereit stellen und etwas Essig hinein geben (am besten Reisessig). Die Hände befeuchten und eine gute Menge Reis nehmen, so dass man bequem eine Kugel pressen kann, die in die eigenen Hände passt. Eine Kugel pressen, auch der Hand gut flach drücken, eventuell auch eine kleine Mulde hinein drücken und mit 1 TL einer gewünschten Füllung belegen. Nun die Kugel schließen und in die gewünschte Form pressen. Eventuell dann noch mit etwas Füllung spicken, die heraus gucken darf.
Am Anfang dachte ich beim Pressen noch „huch, ist ja gar nicht mal so schwierig“… Doch je mehr Kugeln ich gepresst hatte um so wackeliger sind sie geworden. 🙂 Wenn Ihr das nachmachen wollte, googelt einfach mal, wie man sie am besten formt. Es gibt genügend Seiten und Videos im Netz, die einem das mit verschiedensten Tricks erklären. Ich werde mich vor dem nächsten Mal auch noch einmal genauer informieren.
Ich habe zwischendrin die Kugeln bzw. Dreiecke in etwas geröstetem Sesam gewälzt, das war am Schluss wirklich sehr lecker.
Die fertigen Onigiri mit klein geschnittenen Nori-Blättern, Soja Sauce und was man sich sonst noch dazu wünscht, servieren. Gut soll Sake und Bier dazu passen, das werden wir dann vielleicht morgen mit dem Rest aufprobieren, es ist nämlich immer noch ganz schön viel da 🙂
Und das Ergebnis? Ich fand die Onigiri sehr lecker und ganz besonders die mit Thunfisch, die mein Bruder mir empfohlen hat. Allerdings war die Lachsvariante ebenfalls sehr fein. Das Fleisch war von den drei heute zubereiteten Sorten nicht mein Favorit, aber dennoch ebenso klasse. In Zukunft werde ich mich daran versuchen den Reis etwas mehr zu würzen, damit die Onigiri noch etwas pfiffiger schmecken. Dafür soll es in Asia-Läden auch bestimmte Reis-Gewürze geben. Ich werde mich noch einmal genauer informieren und Euch dann das nächste Mal Bescheid geben. Falls ihr selber gern mal schauen mögt, eine gute Seite zum Informieren ist zum Beispiel diese hier.
Trotz möglicher Verbesserungen was die Würze vom Reis und das Formen betrifft, war es dennoch ein sehr leckeres Abendessen, das zudem noch unglaublich satt gemacht hat! Das Schöne daran: Für morgen ist noch Frühstück bzw. Mittagessen im Kühlschrank und wartet darauf verputzt zu werden. Mjamm!
Und wo ist mein Versucherli?
Die sind doch mit Fisch bzw. Fleisch – aber wenn Du trotzdem probieren magst, kannst Du morgen mal vorbei schauen 🙂
Jetzt habe ich zwei Stunden auf das Versucherli gewartet und muss mich wohl selber kümmern 😉