Es gibt so Momente beim Einkaufen, da kann man einer gewissen Sache nicht widerstehen. Eigentlich möchte man etwas anderes kaufen, doch es hilft nix: Auf einmal sieht man sich seinem schönsten Traum (zumindest für diesen Moment) gegenüber und man muss einfach zugreifen. Man kann einfach nicht anders.
So erging es mir diese Woche beim Einkauf für‘s Wochenende. Ich stand beim Metzger und wollte Raclette-Zutaten für ein gemütliches Feiertagsessen am Donnerstag besorgen. Da sah ich sie: Eine herrliche Flugentenbrust. Und nach einigem Hin und Her mit mir selbst gab ich schließlich nach und kaufte sie.
Überglücklich ging ich nach Hause, voller schöner Pläne: Was man alles damit machen kann! Allerdings bekam meine Vorfreude allmählich einen kleinen Dämpfer, als die Erinnerungen an unseren letzten Versuch mit Ente langsam aber sicher einsetzten.
Wie viele, die zum ersten Mal Entenbrust machen, war ich am Ende etwas verzweifelt und nur der Schatz konnte mich an jenem Abend wieder aufbauen. Die Sache mit der Entenbrust ist nämlich die: macht man nicht alles richtig (oder weiß erst gar nicht, was man da eigentlich macht) hat man es letztendlich oft mit der einen oder der anderen Enttäuschung zu tun: Entweder hat man eine super gegarte Brust, dafür aber eine „labberige Gummihaut“ oder man hat eine totgegarte Brust, die so trocken ist, dass es fast staubt und dafür die lang ersehnte Knusperhaut. Doch wie bekommt man das richtig hin, so dass sowohl Fleisch als auch Haut nicht nur essbar, sondern zudem noch super lecker und perfekt gegart sind?
Zum Glück haben wir einen ganz lieben Freund, der Koch ist. Den habe ich heute angeschrieben: „Duuu,… sag mal: kannst Du mir vielleicht helfen und einen Rat geben?“. Das hat er – gaanz lieben Dank noch einmal! – und so konnte ich heute Abend etwas beruhigter an die Sache rangehen. Nach 1 Stunde Garzeit und etwas zusätzlicher Brutzelzeit für die Knusperhaut kam die Entenbrust aus dem Ofen. Ganz gespannt begann ich, sie in Streifen zu schneiden und…
…war begeistert! Vielleicht war das Fleisch selbst noch ein wenig zu roh für manchen Geschmack – aber es war nicht mehr blutig sondern schön durchgehend rosa, zart, saftig und mit einer herrlichen Kruste versehen. Fantastisch. Das Einzige was jetzt noch fehlt ist etwas Übung um das Ganze noch perfekter hinzubekommen, so dass nur noch der Kern rosa ist; ich bin nunmal pingelig.
Dennoch ist es schon so super gelungen, dass ich Euch unbedingt davon berichten will, wie es geht. Zu der Ente gab es gebratene Nudeln, gewürzt mit etwas Sojasauce, Reiswein, einem Minibisschen Reisessig und dazu angedünstetes Wurzelgemüse.
Für 2 hungrige Personen braucht Ihr:
- 1 Flugentenbrust (ca. 400 g)
- etwas Erdnussöl zum Braten
- Salz + Pfeffer
- 150-200 g japanische oder chinesische Nudeln zum Braten nach Wahl (Menge je nach Hunger)
- 1 mittelgroße Möhre, geschält und in Stifte geschnitten
- 1 wahlnussgroßes Stück Ingwer, geschält und in Stifte geschnitten
- 1-2 Frühlingszwiebeln, in Ringe geschnitten
- 3 EL Sojasauce
- 2 EL Reiwein
- 1 TL Reisessig (ersatzweise Balsamico-Essig)
Ca. 1 Stunde bevor Ihr esst wollt den Ofen auf 60°C Ober- und Unterhitze (nicht Umluft) vorheizen. Die Flugentenbrust abwaschen, trocken tupfen und die Haut mit einem Messer rautenförmig einritzen. Dabei darauf achten, dass man das Fleisch darunter nicht verletzt.
Eine Pfanne stark erhitzen, ein paar Tropfen Öl hinein geben (hier braucht man wirklich nur ganz wenig, wenn überhaupt) und die Entenbrust auf der Hautseite für ca. 2-3 Minuten scharf anbraten, wenden und für 1-2 Minuten auf der unteren Seite braten.
Mit Salz und Pfeffer leicht würzen. Die Ente soll beim Braten nicht schwarz werden, sondern nur einen schönen goldenen Braunton bekommen.
Die Entenbrust auf ein Stückchen Backpapier legen und auf einem Gitterrost im Backofen (mittlere Schiene) auf 55°C Kerntemperatur bringen. Wir haben uns hierfür heute extra ein Thermometer gekauft. Wer das nicht will, muss nach Gefühl garen. Bei uns hat es heute etwa 1 Stunde gedauert. Da die Brust aber noch ein ganz klein wenig zu roh war am Schluss, hätten wir sie entweder noch länger garen lassen können, bzw. vielleicht auch die Brust bei 70°C für die gleiche Zeit (ca. 1 Stunde also) im Ofen garen lassen können.
Nach der Garzeit die Ente aus dem Ofen holen, in Alufolie einwickeln und ein paar Minuten ruhen lassen. Derweil den Ofen auf den Grillmodus stellen und auf 250°C einheizen.
Inzwischen könnt Ihr auch mit den Nudeln beginnen: Die Nudeln in kochendem Wasser vorgaren, abgießen und ordentlich mit kaltem Wasser abspülen. Nun kommt‘s auf‘s Timing an: Die Ente sollte gleichzeitig mit den gebratenen Nudeln fertig werden. Da wir Induktion haben, können wir die Ente zum Knusper-Braten in den Ofen schieben und zeitgleich damit beginnen den Wok zu erhitzen. Die Nudeln können auf jeden Fall schon vorher gekocht und auch schon völlig ausgekaltet sein, bevor Ihr sie in den Wok gebt. Dort werden sie schnell wieder warm.
Ist der Ofen vorgeheizt kann die Ente hinein: Ich habe sie heute in der Alufolie gelassen, damit der Bratsaft keine Sauerei im Ofen macht. Allerdings habe ich die Folie geöffnet, so dass das Fleisch offen in einer Art Schale aus Alu lag. Für ca. 5-10 Minuten auf dem Gitterrost in der mittleren Schiene grillen. Länger braucht man auf keinen Fall. Heiß und gar ist die Brust schon; hierbei geht es nur um die Superknisterknusperhaut.
Nebenbei den Wok stark erhitzen, 1-2 EL Erdnussöl hinein geben. Steigen an einem hinein getauchen Holzstab kleine Bläschen auf ist das Öl heiß genug: Möhren- und Ingerstifte in den Wok geben. Unter gutem Rühren kurz anbraten und nach kurzer Zeit (30 Sekunden etwa) die Frühlingszwiebeln hinzu geben. Nach weiteren 30-60 Sekunden die Nudeln hinzu geben und vorsichtig rühren oder Schwenken, bis die Nudeln rundrum etwas vom Gemüse und Bratfett abbekommen haben und allesamt schön erhitzt sind. Nun die Sojasauce, den Reiswein und den Essig in den Wok geben, Gemüse und Nudeln damit ablöschen. Gut rühren und/oder schwenken. Den Herd ausschalten und schauen, was die Ente macht.
Ist die Haut von der Ente schön knusprig kann sie aus dem Ofen. Die Entenbrust in möglichst dünne Streifen schneiden – ich hab‘s mit der Dicke heute etwas übertrieben da ich vor Hunger etwas ungeduldig war.
Wer mag kann den Bratsaft von der Ente noch zu den Nudeln im Wok geben. Die Nudeln auf 2 Teller oder Schüsseln verteilen, die Entenbrust-Streifen darüber legen und eventuell noch mit ein paar grünen Frühlingszwiebel-Ringen garnieren. Schnell servieren.
Bon Appétit!
mmmmmh……das ist ja so gut wenn mans richtig gemacht hat. du scheinst ja schon ganz nah dran zu sein. hatte auch schon diese kleinen probleme mit dem garpunkt und dem ultimativen zustand der haut. aber…..wir müssen üben….leider gibt es nicht immer flugentenbrust, so dass die übungsversuche eher selten sind. deshalb sei zufrieden mit deinem ergebnis…..sieht super aus.
Ja, es war wirklich nahezu perfekt! Ich liebe es sogar, wenn Fleisch noch recht roh ist, vorausgesetzt es ist zart. Und das war’s.
Echt lecker!
uih, da hast du was gezaubert was wirklich sehr lecker aussieht.. ich überlege ob es weihnachten Entenbrust geben soll.. bis dahin müsste ich aber auch noch ein wenig üben 🙂 …übrigens genauso würde mir der „garheitsgrad“ auch gefallen.. yammie
liebe grüße trina
Schön, dass Dir das Rezept gefällt. Und nur zu: An Weihnachten macht sich die Entenbrust bestimmt super klasse! Am Garheitsgrad muss man halt etwas „experimentieren“ was einem so schmeckt; die meisten mögen es noch etwas mehr durch. Vorausgesetzt das Fleisch ist zart, hab ich es allerdings auch lieber etwas roher 😉
Beim tollen Blog „Arthurs Tochter Kocht“ habe ich gestern ein Rezept gesehen, bei dem sie die scharf angebratene Brust bei 130°C für 20 Minuten gart. Das werde ich das nächste Mal so ausprobieren, da das etwas schneller geht (falls Du mal reinschauen magst: http://arthurstochterkocht.blogspot.de/2012/10/sag-mir-wo-die-enten-sind.html). Sie hat dort auch generell ganz feine Entenrezepte, bei deren Anblick einem immer das Wasser im Mund zusammen läuft 😉
Liebe Grüße – hab ein schönes und leckeres Wochenende!
Ylva