In jedem von uns schlummert ein kleiner, gieriger Dämon. Und er will verwöhnt werden. Meistens hören wir nicht auf ihn. Blenden ihn aus und versagen ihm seinen Spaß. So sitzt er irgendwann traurig in der tiefsten, dunkelsten Ecke unseres Unterbewusstseins und weint einsam vor sich hin. So unglücklich ist er, dass er nach einiger Zeit in uns tobt, die Hörner ausfährt, in Rage verfällt und wütet, was das Zeug hält. Bis er endlich bekommt, was er will. Seht Ihr ihn vor Euch, Euren inneren Dämon? Meiner ist blond, hat leuchtend-grüne Augen, einen britischen Akzent und einen frechen Humor, erinnert mich irgendwie an Sawyer aus LOST… und er ist kurz davor den Verstand zu verlieren. Also. Entsagen wir heute mal allen Diäten, Gesundheitskuren und Ernährungsrichtlinien und lassen es so richtig krachen. Hinfort mit allen Bedenken, schlechten Gewissen und was sich da sonst noch alles meldet. Hören wir zur Abwechslung mal auf das kleine Teufelchen auf unserer Schulter, schnallen die Gürtel etwas weiter, umarmen unseren Dämon und bringen in mal wieder zum Lachen. Er sehnt sich nämlich nach Köstlichkeiten, nach sündigem Futter auf dem Teller. Kurz: Nach alle dem, was „böse“ ist.
So zum Beispiel auch Lemon Curd. Dämonen lieben diese köstliche Zitronencreme, die so viel mehr kann, als ihr Name vermuten lässt. Man kann sie auf’s Brot schmieren. In Kuchen backen. In Tartes oder Biskuitrollen streichen. In Eiscreme rühren, mit Clotted Cream auf zart-mürbe Scones löffeln, zu Tiramisu schichten, ja, sogar zu Cocktails schütteln! Alles gute und besänftigende, glücklich machende Dinge. Und wenn einen mal der spontane Jieper packt, kann man sich die Creme auch pur hinein schaufeln.
Da dieser tobende Dämon in mir insgeheim nach Orangen giert, durften sich heute ein paar davon zu den Zitronen in der Creme gesellen. Eine schöne, fruchtige Mischung und perfekt für den bevorstehenden Herbst. Zudem kann auch eine kleine Portion Limoncello nie schaden… Und siehe da: Der Dämon grinst schelmisch vor sich hin und reicht mir glücklich seine Hand. Mission erfolgreich abgeschlossen.
Orangen-Zitronen-Creme mit Schuss (Orange Lemon Curd)
nach einem Rezept aus „Vintage Tea Party“ von Angel Adoree
Zutaten für 4 Gläser à 140 ml
- 2 Bio-Zitronen
- 2 Bio-Orangen
- 125 g Butter
- 250 g Zucker
- 4 große Eier*
- 20 cl Limoncello
- 1 Prise Salz
* Für jedes Ei kann man auch 2 Eigelb verwenden. Das intensiviert die wunderbare Gelbfärbung der Creme und mit dem übrigen Eiweiß kann man der Dekadenz noch die Krone aufsetzen, indem man das Eiweiß zu steifem Eischnee schlägt, mit Zucker auffüllt und mit einer zusätzlichen Portion sündig-süßem Mürbeteig eine Lemon Curd Meringue Pie backt.
Die Zitrusfrüchte heiß abwaschen, die Schale abreiben und auspressen. Zesten und Saft zusammen mit der Butter, dem Zucker und dem Salz in einen Topf geben. Bei mittlerer Hitzezufuhr langsam erwärmen und dabei immer wieder rühren, bis die Butter geschmolzen ist und der Zucker sich aufgelöst hat.
Die Eier gründlich miteinander verquirlen und zusammen mit dem Limoncello in den Topf gießen. Den Topf für weitere 5-10 Minuten auf dem Herd lassen und dabei gründlich rühren, bis die Masse eindickt und cremig wird. Häufiges Schnuppern direkt über dem Topf ist übrigens ebenfalls sehr zu empfehlen.
Die Creme auf keinen Fall zum Kochen bringen, sonst gerinnt das Ei und verdirbt den Spaß.
Die Creme in sterilisierte Gläser abfüllen, luftdicht verschließen und komplett abkühlen lassen. Im Kühlschrank lagern.
Martin Luther sagt: „Wo zwanzig Teufel sind, da sind auch hundert Engel.“ Also, ich interpretiere das recht frei so: Lasse den inneren Dämonen ruhig mal freien Lauf – die Engel schweben so oder so von selbst in Heerscharen heran. 😉
Das würde ich auch so interpretieren, Kai! 😉
Liebe Grüße und einen himmlisch-leckeren Tag!
Ylva
Ich bin ja absoluter Curdfan. Die Kombi Orange und Zitrone hab ich aber noch nicht ausprobiert, stell ich mir aber super vor!
Ich kenne diese Zitruscreme erst seit etwa einem Jahr, liebe Anne, doch bin völlig hin und weg von ihr 🙂 Die Orangennote passt wirklich ganz wunderbar und ist herrlich, wenn man es mal nicht ganz so komplett sauer haben mag.
Viele Grüße,
Ylva
Mein innerer Dämon ist ja eher ein bisschen pummelig. Zu gerne flätscht er sich auf der Couch rum… bedenkt man es recht, ist das eigentlich ideal, denn so kann ich ihn (und mich) ganz gemütlich mit diesem herrlichen Curd füttern 😉 Und die Idee, ihn gleich noch in Mürbeteig zu füllen, ist natürlich eine großartige, zumal ich Zitronentartes liebe…hach. Wie immer ein wunderbares Rezept und eine herrliche Geschichte <3
Liebe Grüße!
Julia
Also mein Dämon ist ja sehr schlank, liebe Julia, futtert aber dennoch wie ein Scheunendrescher (wie macht er das bloß??). Der Sofa-Plan klingt jedenfalls verboten gut und erscheint mir eine himmlische Idee für den heutigen Feierabend. Jetzt fehlt mir nur noch ein Gläschen von Deiner tollen Marmelade… *hach!
Ganz liebe Grüße an meine Schwester im Geiste <3
Ylva
Hat dein anglophiler Curd-Dämon sich mit meinem abgesprochen?
Und dabei muss (!) ich demnächst wirklich wieder Lemon Curd kochen. Schwiegermutter hat sich für eine Familienfeier meinen Lemon Meringue Pie gewünscht. Ich kann also gar nichts dafür. Habe keine Wahl. Quasi ein Opfer der Umstände… 😉
Ach nein, wie schrecklich, liebe Shermin! Gezwungen zur Produktion von Lemon Curd und teuflisch-verführerischer Megingue Pie – einfach herrlich 😀
Ob sich mein Dämon mit Deinem abgesprochen hat? Ich kann ihn ja mal fragen… derzeit löffelt er aber noch glücklich vor sich hin grinsend die Reste der Creme aus den Gläschen und scheint nicht ansprechbar zu sein. Typisch Dämon!
Ganz liebe Grüße und viel Spaß beim Kochen und Backen!
Ylva
Eine tolle Kombination der Zitrusfrüchte!!
Deinen Dämonen finde ich ja durchaus sympathisch, wenn er nach so herrlichen Sachen giert 😉
Haha! Vielen Dank, liebe Tammy, das Kompliment gebe ich gerne an ihn weiter, sobald er aus seinem Curd-Rausch erwacht! 😉
Die Mischung aus Orange und Zitrone finde auch ich total köstlich muss ich gestehen… vielleicht probiere ich das nächste Mal auch ein wenig mit Limette? Oder Grapefruit? Unendlich viele Möglichkeiten!
Ganz herzliche Grüße <3
Ylva
Liebe Ylva, während ich das hier schreibe, löffle ich quasi den letzten Rest aus dem Glas, das du uns mitgegeben hast – es hat uns gestern schon den Nachmittag so perfekt versüßt und ich muss gestehen, ich habe Michi ganz nebenbei gefragt, ob er sich GANZ sicher ist, dass er auch was davon haben will, weil ich am Liebsten heimlich still und leise alles alleine essen wollte. Beim Essen bin ich manchmal echt schlecht mit Teilen 😉 Es schmeckt aber auch grandios, ganz lieben Dank dafür!
Gnihihi! Ich sehe Euch quasi vor mir, liebe Dani 😉 Lemon Curd ist auch wirklich grenzwertig, was das freiwillige Teilen angeht… einfach zu gemein-gut.
Es freut mich riesig, dass es Euch (bzw. Dir) so gut geschmeckt hat und muss jetzt heute wirklich ganz dringend Blätterteig besorgen. Wenn davon nichts mehr im Haus ist, ist das wirklich eine kleine Katastrophe, wie ich am Sonntag wieder feststellen musste. Und dann gibt es kleine, für das herblich-trübe Wetter perfekte, Curd-Törtchen… hach! <3
Ganz liebe Grüße,
Ylva