Die Osterfeiertage stehen bevor und die Rezept-Vorschläge für das große Fest sprießen im Internet wie die Frühlingsblumen auf der Wiese – Anleitungen zum perfekten Lammbraten, zur besten Sauce dazu, zu den leckersten Beilagen und den allerschönsten Dekorationen.
Für mich ist das alles etwas überwältigend. Der innere und selbst-auferlegte Druck wächst mit jedem Jahr; denn wollen wir nicht alle nur das beste für unsere Familie? Das Menü war letztes Jahr hervorragend, sollte es also dieses Mal nicht noch besser sein? Noch famoser und atemberaubender? Jahr für Jahr die neue Superlative? Und somit verwenden wir letztens so viel Zeit darauf uns Gedanken über das große Meisterwerk zu machen und uns um das Gesamtbild zu sorgen, dass wir dabei dazu neigen die Grundlage zu vergessen. Die Dinge, die uns wirklich und wahrhaftig gut fühlen lassen, geliebt und umsorgt. Wertgeschätzt.
Manchmal genügt schon einfach Zeit um jemandem dieses Gefühl zu geben. Zeit ist immerhin wertvoll dieser Tage. Aber meistens ist auch auch schlichte Einfachheit, die wir benötigen – viel mehr als alles andere – so simpel, dass wir sie zu gerne übersehen und leider auch unterschätzen.
Brot ist eine solche Sache.
Einfaches, ehrliches Brot, mit Zeit und Zuwendung gebacken ist ein wahres Fest. Es macht einen stolzer auf das, was man isst und seinen Lieben serviert, als manch ein perfekt zusammengestelltes Gänge-Menü. Es ist ursprünglich, wohltuend und perfekt in seiner Einfachheit. Sogar gesellig. Auf seine ruhige, reine Art bringt es Menschen zusammen und verwöhnt uns mit all dem, was gut ist.
Zum Beispiel dieses neue Lieblingsbrot. Ausschließlich mit Sauerteig und ohne zusätzliche Hefe gebacken ist es nicht nur leicht bekömmlich, sondern mit seinem guten Anteil an Schrot und Roggenmehl zudem überaus sättigend und ein wunderbarer Begleiter für ein herzhaftes Mahl oder würzigen Käse. Was will man mehr?
Weizenschrot-Sauerteigbrot
Für den Sauerteig:
- 100 g Roggenmehl
- 100 ml Wasser
- 10 g Anstellgut (selbst gemacht*)
Für den Hauptteig:
- 200 g Weizenschrot (ich habe Vollkorn-Weizenschrot verwendet)
- 200 ml warmes Wasser
- 500 g Weizenmehl, 1050
- 150 ml Wasser
- 15 g Salz
- den Sauerteig vom Vortag
Zudem:
- 2 EL Vollkorn-Mehl (Weizen, Roggen oder auch zerstoßene Haferflocken)
Die Zutaten für den Sauerteig in einer Schüssel verrühren, diese abdecken und für 16-20 Stunden ruhen lassen.
Am nächsten Tag das Schrot mit den 200 ml Wasser verrühren und eine halbe Stunde quellen lassen. Danach alle Zutaten für 10 Minuten zu einem Teig verkneten. Die Schüssel erneut abdecken und den Teig für 1 Stunde ruhen lassen, dabei nach jeweils 15 Minuten den Teig einmal kurz zur Schüssel-Mitte hin kneten. Anschließend eine weitere Stunde ruhen lassen.
Den Teig aus der Schüssel nehmen und kräftig durchkneten. Das Vollkorn-Mehl auf die Arbeitsfläche geben und den Teig darauf mit beiden Händen zu einem länglichen Laib formen, der in das Gärkörbchen passt und mit dem Mehl bestaubt ist. Den Laib in das Körbchen legen, mit einem sauberen und trockenen Küchentuch abdecken und weitere 3-6 Stunden reifen lassen, bis er sich ungefähr um das doppelte vergrößert hat.
Den Backofen auf 250°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Das Brot auf einen vorgeheizten Backstein oder auf ein mit Backpapier belegtes Blech stürzen und mit etwas Zugabe von Wasser (ich sprühe das mit einer Sprühflasche hinein) in den Ofen schieben. Die Temperatur auf 220°C verringern und das Brot für 30-40 Minuten backen. Es ist fertig, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt.
Auf einem Gitterrost auskühlen lassen und mit Käse, Wurst oder schlicht mit guter Butter genießen. Geröstet schmeckt es noch besser.
Zeitstrahl zur Planung des Backtages
Tag 1, abends: 1 Tag vor dem Backtag
Den Sauerteig ansetzen und abgedeckt ruhen lassen.
Tag 2, nachmittags bis abends: Backtag
Den Hauptteig kneten, verarbeiten und backen.
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*Um selbst eigenes Anstellgut zuzubereiten benötigt man nur Wasser, Roggenmehl und ein paar Tage hintereinander, an denen man zu ungefähr der gleichen Tageszeit am gleichen Ort ist. Zudem noch ein luftdicht verschließbares Glas und einen Platz im Kühlschrank, in dem dieses Glas von nun an wohnen darf. Eventuell auch noch einen Namen, aber ohne geht’s natürlich auch.
Tag 1: 10 g Roggenmehl mit 20 ml Wasser verrühren, luftdicht abdecken, für 1 Tag ruhen lassen.
Tag 2: 10 g Roggenmehl mit 20 ml Wasser hinzugeben, luftdicht abdecken, für 1 Tag ruhen lassen.
Tag 3: 10 g Roggenmehl mit 20 ml Wasser hinzugeben, luftdicht abdecken, für 1 Tag ruhen lassen.
Tag 4: 10 g Roggenmehl mit 20 ml Wasser hinzugeben, luftdicht abdecken, für 1 Tag ruhen lassen.
Tag 5: 10 g Roggenmehl hinzugeben, luftdicht abdecken, für 1 Tag ruhen lassen.
Tag 6: Herzlichen Glückwunsch: Das neue Anstellgut ist fertig! Das verschlossene Glas in den Kühlschrank stellen und das Anstellgut zum Backen verwenden. Zum Beispiel wie im Rezept oben.
Oh du schreibst mir aus der Seele ….
Tausend Dank, liebe Susanne!
Schöne Feiertage und herzliche Grüße. 🙂