der Klang von Zuckerwatte

Home is where your bread is

Heimat. Ein Wort, das derzeit viel Aufmerksamkeit bekommt. Allgegenwärtig empfiehlt man uns endlich diesen einen Platz zu finden und am besten sind wir auch schon dort: angekommen in unserer funkelnden, blitzenden und natürlich auch perfekten kleinen Welt, die wir für uns als makellosen Ort definiert haben. Doch warum sollte man Heimat an etwas Materiellem fest machen? Ist sie nicht eigentlich ein Gefühl? Kommt es nicht viel mehr auf das Innere an – das, was wir mit uns mitnehmen können, wo auch immer wir sind? Vielleicht ist Heimat eher ein „In-sich-ruhen“… auch schon schwierig genug. Doch eines weiß ich: Heimat ist für mich viel mehr als nur ein Ort. Sie besteht aus Erinnerungen. Aus den Menschen in meinem Leben und all dem, was ich bisher gelernt habe. Aus meinen Lieblingsbüchern, -filmen, -spielen und „meiner“ Musik, mit all ihren Helden, Texten, Abenteuern und Bildern in meinem Kopf, die inzwischen ein Teil von mir sind. Und mit jedem Tag wird diese Heimat etwas größer, wächst, gedeiht und wird immer mehr zu dem, was mich ausmacht. Ich kann sie überall hin mit nehmen, denn sie gehört zu mir. Und das Schönste: Sie ist nie ganz fertig. Und wird es auch nie sein.

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Da diese Art von Heimat absolut sinnlos wäre ohne die Erinnerung an gutes Essen, mit all seinem Geschmack, Aussehen, Duft und Gesprächen am Tisch, backen wir uns heute ein heimeliges, ehrliches Brot, das – wo immer wir auch gerade sind – schon im Ofen ein so betörendes Aroma verströmt, dass wir uns umgehend geerdet und geborgen fühlen. Ein herrliches, leicht säuerliches, aromatisches und helles Brot mit wunderschöner, sanft knisternder Kruste und saftiger, lockerer und von kleinen Blasen durchzogener Porung. Kurzum: Ein wahres Lieblingsbrot von dem man einfach nicht genug bekommen mag.

Gebacken wird es im Topf, für mich eine Neuheit, doch absolut empfehlenswert: Das Brot wurde eine reine Schönheit.

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Lieblingsbrot

Rezept nach Schellikocht – vielen Dank an Jens für den Tipp!

Zutaten für 1 großes Brot aus dem Topf
(wir: Bräter mit 26 cm Durchmesser; 24 cm geht auch)

für den Sauerteig:

  • 100 g Roggenmehl 1150
  • 100 g Wasser
  • 10 g Anstellgut vom Roggensauer (ich: „Arya“)

für den Vorteig:

  • 100 g Weizenmehl 550
  • 100 g Weizenmehl 1050
  • 200 ml Wasser
  • 2 g Frischhefe

für den Hauptteig:

  • Sauerteig (vom Vortag)
  • Vorteig (vom Vortag)
  • 150 g Hartweizenmehl
  • 110 g Weizenmehl 550
  • 110 g Weizenmehl 1050
  • 175 ml warmes Wasser
  • 12 g Frischhefe
  • 1-2 TL flüssiges Backmalz, ersatzweise Honig oder Ahornsirup
  • 17 g Salz

Zubereitung

Die Zutaten für den Sauerteig mischen. Abgedeckt 20 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.

Die Zutaten für den Vorteig ebenfalls vermischen, 30 Minuten abgedeckt bei Raumtemperatur anspringen lassen, dann für die restlichen knapp 20 Stunden in den Kühlschrank stellen.

Sauerteig, Vorteig und die übrigen Zutaten in eine Schüssel füllen und am besten mit der Küchenmaschine 10 Minuten lang kneten. Die Schüssel abdecken, den Teig 30 Minuten ruhen lassen. Dann den Teig dehnen und einmal rings herum zur Mitte hin kneten bzw. falten. Wieder 30 Minuten ruhen lassen und erneut falten. Damit man es später beim Umfüllen einfacher hat den Teig nun kurz aus der Schüssel holen und rings herum kräftig mit Mehl einstauben. Zurück in die Schüssel legen. Abgedeckt 1-2 Stunden ruhen lassen.

Derweil den Topf samt Deckel (ich nehme einen gusseisernen Bräter mit 26 cm Durchmesser) in den Ofen stellen und diesen kräftig vorheizen: 250°C Ober- und Unterhitze.

Den knallheißen Topf aus dem Ofen holen, das Brot vorsichtig hinein legen (Achtung, sehr heiß!). Wer mag staubt den Topf vorher noch leicht mit Mehl ein. Den Deckel auflegen und den Topf in den Ofen stellen. 55-60 Minuten backen. Nach den ersten 30 Minuten auf 200°C herunter schalten, nach weiteren 15 Minuten den Deckel abnehmen. So wird die Kruste schöner. Das Brot aus dem Topf stürzen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

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Zeitstrahl:

Tag 1, später Abend: 1 Tag vor Backtag

Sauerteig und Vorteig anrühren, abgedeckt reifen lassen. Den Vorteig nach den ersten 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.

Tag 2, früher Abend: Backtag!

Den Hauptteig kneten, verarbeiten und backen.

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19 Kommentare zu “Home is where your bread is

  1. gekleckert sagt:

    Der absolute Wahnsinn. Sieht glaube ich auch viel besser aus als bei mir. Ich hab das Brot jetzt schon 3 mal gebacken uns bin immer wieder aufs neue begeistert.

    Freut mich dass du es ausprobiert und es dir genau so gut geschmückt hat, wie mir.

    Gruß
    Jens

    1. Das war auch fast wie Weihnachten, Jens, als ich den Deckel vom Topf genommen habe 😉 Vom Backen im Topf bin ich also vom 1. Versuch an begeistert und das Brot ist tatsächlich der reine Wahnsinn. Wir haben es auch schon fast weg gefuttert… Ich glaube, die Wiederholung geht morgen los 🙂
      Vielen Dank also erneut für den klasse Tipp und noch ein schönes Wochenende!
      Liebe Grüße,
      Ylva

  2. Lena sagt:

    Das Brot sieht fantastisch aus, das wandert gleich auf die Nachbackliste!
    Liebste Grüße

    1. Mampf, sag ich da nur, liebe Lena 😉 Wir haben es jetzt innerhalb kürzester Zeit weg geknabbert und morgen wird neuer Teig angesetzt. Hoffentlich reicht das Mehl… *hihi
      Freut mich riesig, dass Du es auch nachbacken magst; für mich ist es jetzt schon ein Lieblingsrezept.
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  3. veriaie sagt:

    Danke für das Rezept und den wie immer toll geschriebenen Post. Ich möchte das Brot unbedingt nachbacken, bin aber totale Anfängerin. Woher bekomme ich das Anstellgut?
    Danke und lieben Gruß,
    veriaie

    1. Das freut mich riesig, liebe Veriaie!
      Anstellgut kannst Du Dir ganz einfach selbst machen: Es braucht zwar ein paar Tage aber es lohnt sich 😉 Guck mal hier: https://derklangvonzuckerwatte.wordpress.com/2013/11/06/keine-angst-vor-sauerteig-ein-kleines-einmaleins/
      Wenn Du noch Fragen haben solltest, melde Dich gerne!
      Liebe Grüße und gutes Gelingen,
      Ylva

  4. gynysuess sagt:

    OK, wird dieses Wochenende gleich in Angriff genommen! Aber erst mal muss ich mir jetzt den Küchenfunk anhören (schon mal cool und hilft mit Deinem Stimmchen auch ein bisschen über den „Vermissstatus“ hinweg) um rauszufinden, warum Dein Anstellgut Arya Stark heisst 😉 Das interessiert mich doch sehr!

    1. Och meine Liebe – ich vermisse Dich und all die anderen Leute auch riesig. Es ist zwar schön so still und zweisam mit dem Liebsten aber nach dem trubelhaften letzten Wochenende doch noch irgendwie ungewohnt. Und die deliziösen Häppchen… die fehlen mir ganz besonders 😉
      Wenigstens hilft da so ein feines Brot. Back es gerne nach, es gehört jetzt schon zu meinen absoluten Lieblingsbroten. Vor allem das Backen im Topf wird nun häufiger probiert; ich bin ganz hin und weg!
      Allerliebste Grüße – ich drück Dich feste!
      Ylva <3

  5. Was für ein tolles Brot 🙂
    Wird so schnell wie möglich nachgebacken…
    Herzliche Grüße,
    Sabine

    1. Juhu – das freut mich, liebe Sabine.
      Viel Spaß beim Nachbacken und guten Appetit!
      Ganz herzliche Grüße,
      Ylva

  6. Daniela sagt:

    Ach liebe Ylva, das Brot höre ich bis hierher knuspern. Und so schöne Heimat Worte, haben direkt eine ganz neue Bedeutung, wenn man gerade aus dem fernen Asien zurück kommt 🙂
    Liebe Grüße und Drücker!

    1. Tausend Dank, liebste Dani! Diese Art von Heimat im Kopf ist mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen: So vieles, was ich mit „Heimat“ verbinde, ist sowieso schon nicht mehr so, wie es früher war. Wieso sich also auf einen Ort fest legen? Das Brot war auch wirklich ein Volltreffer; wir sind ganz hin und weg. Das gibt es jetzt öfter *hihi!
      Ganz liebe Grüße – ich drück Euch feste!
      Ylva <3

  7. Julia sagt:

    Oh mein Gott, das Brot ist perfekt! Eine wirkliche Augenweide, liebe Ylva! Und genau richtig und Heimat-stiftend. Brot ist doch so etwas essentielles, etwas so verbindendes, genossen in großer und kleiner Runde, egal wie, an solch ein Abendessen, so eine Brotzeit, erinnert sich doch jeder gern. Ganz wunderbar.
    Liebe Grüße!
    Julia

    1. Hach, liebe Julia, da werde ich ja ganz rot bei so einem Lob! Das Brot gab es jetzt schon ein paar Mal und jedes Mal kommt es so herrlich aus dem Ofen, dass man sich umgehend geerdet und fern von jeder Rastlosigkeit fühlt. Wo will man auch hin, wenn man so ein duftendes, wohltuendes etwas vor sich hat?
      Ganz liebe Grüße,
      Ylva

  8. Vielen Dank, nicht nur für das schöne Rezept, auch für die schönen Gedanken zum Wort „Heimat“!
    Liebe Grüße
    Cheriechen

    1. Immer gerne, Cheriechen, lieben Dank! 🙂
      Das Brot gehört tatsächlich jetzt schon zu unseren absoluten Lieblingen.
      Liebe Grüße,
      Ylva

  9. Tammy sagt:

    Das sieht wie immer wundervoll aus!! Und schöne Worte zur Heimat :).

    1. Vielen herzlichen Dank, liebe Tammy! 🙂
      Ich drück Dich feste!
      Ylva <3

  10. […] In der letzten Woche habe ich so viel Bärlauch gegessen wie noch nie in meinem Leben. Unsere Bärlauchjagd war dermaßen erfolgreich, dass wir garnicht wussten wohin mit dem ganzen Zeug. Nachdem wir die Nachbarn versorgt hatten, ganz viel Bärlauch Butter für Kühl- und Gefrierschrank, sowie Öl und Pesto hergestellt hatten, war immernoch das ein oder andere Bund übrig. Da wir für unsere Bärlauch Butter noch eine gescheite Unterlage benötigten, lag es also nah mal wieder ein leckeres Brot zu backen. Als Grundrezept habe ich mich für ein Weizenbrot auf Roggensauerteig Basis entschieden, welches ich in anderer Form schon mehrfach gebacken und damals bei Schelli auf dem Blog gefunden habe. In einer etwas abgewandelten Form findet ihr es auch bei Ylva. […]

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