der Klang von Zuckerwatte

„Zeit ist die Seele guten Brotes“ – Das Brotbackbuch, Grundlagen und Rezepte für ursprüngliches Brot von Lutz Geißler

Genau ein Jahr lang backen wir inzwischen alles selbst. Ein Jahr ohne Besuche beim Bäcker, wenn man von ein-zwei Ausnahmen, bei denen der Brothunger zu groß und der Sauerteig nicht schnell genug war, einmal absieht.

Ein Jahr lang eigener Toast, eigene Frühstücksbrötchen, eigenes Sauerteigbrot und eigene Brioche. Ja, sogar Croissants habe ich im Sommer schon von Grund auf selbst gebacken. Auf einmal zogen verschiedenste Mehlsorten en masse bei uns ein und ein Kilogramm Mehl pro Durchschnitts-Woche reicht uns schon lange nicht mehr aus. Wir merken, wie es uns schmeckt, wie es uns guttut und wie wir uns einfach wohler fühlen.

Inzwischen sind wir stolze Besitzer verschiedenster Gärkörbchen, einer Löffelwaage und eines Bäckerleinens. Unsere Rührschüsseln müssen einen gut abdichtenden Deckel besitzen und auch ein Gitterrost durfte endlich bei uns einziehen, damit die kostbaren Brote beim Abkühlen nicht mehr schwitzen müssen. Sogar unsere Kühlschrank-Ordnung wurde auf den Kopf gestellt um Platz zu machen für Backwaren mit Kühlschrankgare. Und nix davon wollen wir jemals wieder aufgeben. Herr Zuckerwatte, noch vor zwei Monaten unsicher was Sauerteig, Teig falten und Kühlschrankgare betrifft, liest sich nun mit Begeisterung im Internet schlau und muss mir teilweise schon erklären, wie man einen Teigling lang wirkt. Und „Schuld“ daran ist dieses Buch: „Das Brotbackbuch – Grundlagen und Rezepte für ursprüngliches Brot“ von Lutz Geißler (manchen vielleicht hauptsächlich durch seinen Blog bekannt), herausgegeben vom Ulmer-Verlag.

Das erste Buch das hier rezensiert werden soll setzt die Messlatte tatsächlich ganz schön hoch. Lasst es uns angehen!

BrotBackBuch

Coverdaten vom Ulmer-Verlag zur Verfügung gestellt

 

Zuerst ein paar Worte zum Äußerlichen:

272 Seiten dick, gebunden und mit Leineneinband kommt es daher. Wiegen tut es in etwa so viel, wie unsere selbst gebackenen Brote, bevor sie in den Ofen dürfen: ca. 900 Gramm sagt die Küchenwaage. Die farbliche Gestaltung ist komplett dem Inhalt angepasst; wer hier nach poppigen Bildern mit knalligen Farben sucht, schaut vergeblich. Doch das ist hier gar nicht gewünscht. Es ist ein professionelles Buch, das einem das Backen erklären, näher bringen und ans Herz legen soll. Zudem zieren zwei braune Lesebändchen das Buch. Obwohl ich gestehen muss, dass ich anfangs noch dachte, dass diese sicher nie zum Einsatz kommen würden, benutzen wir sie nun andauernd: Wenn man das Buch bei der Teig-Garzeit von einer oder gar 42 Stunden schließen kann und dennoch schnell „sein“ Brot wieder finden will, sind sie einfach praktisch. Ein Bändchen für die nächsten Wochenend-Brötchen, eines für Brot. So zumindest bei uns.

Somit zum zum inhaltlichen Teil:

Sieht man vom Einleitungs-Teil samt Vorwort, Tipps für den Start und Begriffserklärung ab ist das Buch in vier große Sektionen gegliedert: Rezepte für den Anfang, Rezepte mit etwas Übung, Rezepte für Fortgeschrittene und schließlich noch ein großer, ausführlicher und verständlich geschriebener Teil „Alles rund ums Brotbacken“. Die formatfüllenden Bilder von köstlich aussehendem Brot direkt vor jedem Rezept machen Lust auf’s Nachbacken und die Skizzen, die für jedes Brot und auch im Erklärbär-Teil aufgelistet sind, sind deutlich. Sie bringen es wunderbar auf den Punkt und führen selbst den neuesten und unsichersten Hobbybäcker durch die Thematik. Angeordnet sind die Skizzen am äußeren Rand des Buches, so dass sie den Lesefluss nicht unterbrechen, aber da sind, wenn man sie braucht. Die Gestaltung des Buches ist durchgehend übersichtlich und für alle Zielgruppen angepasst: die einzelnen Rezepte sind sowohl in einer Kurzfassung für Geübte dargestellt, die je nach Backware maximal eine Seite in Anspruch nimmt, und zudem in einer ausführlichen Langfassung für Brotback-Neulinge, die noch nicht so fit mit den Fachbegriffen und dem Brotback-Prozess sind. Wiederholen sich Faltvorgänge oder Ähnliches bei verschiedenen Rezepten wird nicht auf Seite XY verwiesen, sondern alles noch einmal deutlich und an Hand der Skizzen beschrieben. Wer sich schon auskennt und nicht alles neu lesen mag, kann jederzeit zur Kurzfassung des Rezeptes blättern.

20140215-20140215-DSC_1034Nachgebacken: Morgenbrötchen von Seite 43 & Baguette von Seite 75

Die Rezepte selbst:

Wie schon auf seinem Blog bietet Lutz Geißler dem Leser eine große Auswahl verschiedenster Backwaren an. Von schnellen Brötchen bis hin zu zeitaufwändigerem Backwerk, beispielsweise die Französischen Baguettes, welche vom ersten Anrühren bis zur Fertigstellung satte 74 Stunden in Anspruch nehmen, ist alles dabei. Auch wird von fein bis rustikal, einfach oder aufwändig bis hin zu raffiniert jeder Geschmack bedient und die Rezepte sollten einem nicht allzu schnell ausgehen. Zudem kann man sich stets auf der, dem Buch zugehörigen, Homepage nach Neuerungen, Änderungen und eventuellen Fehlern im Buch schlau lesen, Fragen stellen und sich weiter informieren. Sogar Videos bietet Lutz Geißler im Netz an. Was begehrt das Hobbybäckerherz mehr?

20140222-20140222-DSC_1498Nachgebacken: Reines Roggenbrot von Seite 57

Und was sagt der Praxistest?

Das, was wir bisher nachgebacken haben, klappte alles einwandfrei und schmeckte köstlich. Beispielsweise die Morgenbrötchen von Seite 43 oder die „Schrippen“ von Seite 87. Inzwischen ein Klassiker im Hause Zuckerwatte. Abends ganz einfach mit der Küchenmaschine angerührt, dann ab in den Kühlschrank um sie 2-3 Tage später fertig zu backen. Dann das bereits oben genannte französische Baguette (zu finden ab Seite 143). Unglaublich köstlich! Kaum war die erste Fuhre aus dem Ofen, setzten wir neuen Teig an und können bis jetzt kaum mit dem Futtern aufhören. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie oft es in letzter Zeit zum Abendbrot schlicht und einfach Käse mit selbst gebackenem Baguette gab. Inzwischen experimentieren wir auch ein wenig mit dem Teig und finden fast: mit Dinkel passt das Brot nochmal ein wenig mehr zu unseren Lieblingskäsesorten.

20140215-20140215-DSC_0987Nachgebacken: Morgenbrötchen von Seite 43

Fazit:

Das Brotbackbuch ist, obwohl es erst im letzten Jahr erschienen ist, jetzt schon ein herrliches Standard-Werk für Hobbybäcker und alle, die es werden wollen. Man kann sich wunderbar in die Brotbackkunde einlesen, sich durch tolle Rezepte durchbacken, dabei langsam den Schwierigkeitsgrad steigern, und fühlt sich dabei stets Schritt für Schritt durch die hilfreichen Grafiken sowie die genauen Anleitungen unterstützt. Zudem erfüllt das Buch einen weiteren Zweck: man lernt das Brot, wie man es leider kaum noch aus Bäckereien kennt, lieben. Man lernt das Back-Handwerk schätzen und wird regelrecht süchtig danach es selbst zu auszuüben. Ein fantastisches Buch, das sich seine stolzen fünf Sterne mächtig verdient hat!

Bewertung: ✭ ✭ ✭ ✭ ✭

20140222-20140222-DSC_1454Nachgebacken: Weizenbrötchen bzw. „Schrippen“ von Seite 87

Kurzübersicht:

Titel: Das Brotbackbuch, Grundlagen und Rezepte für ursprüngliches Brot
Autor: Lutz Geißler
Herausgeber: Ulmer-Verlag
Umfang: 272 Seiten
Gewicht: ca. 900 Gramm
ISBN: 978-3-8001-7957-2
Erstausgabe: 4.7.2013
Preis: 24,90 €

Rezepte nach diesem Buch:

Dinkel-Baguettes

20140212-20140212-DSC_0728

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5 Kommentare zu “„Zeit ist die Seele guten Brotes“ – Das Brotbackbuch, Grundlagen und Rezepte für ursprüngliches Brot von Lutz Geißler

  1. Trina sagt:

    Ah, genau nach diesem Buch backe ich auch all unser Brot udn manchmal auch Brötchen. Seit ich es zu meinem Geburtstag um Dezember bekam habe ich es wöchentlich in der Hand und backe mindestens jeden Sonntag zwei Brote daraus. So langsam wird es Zeit das wir auch den gesamten Brötchenkonsum auf selber backen umstellen. Und uns geht es da genau wie euch, wir möchten kein „Bäckerbrot“ mehr, einzige Ausnahme bildet ein Schwarzbrot das wir alle Jubeljahre mal kaufen ^^

    Ansonsten kann ich mich in allen Punkten anschließen und finde dieses Buch mehr als nur empfehlenswert 😉

    Wünsche euch weiter noch gaaanz viel Freude am backen, ganz liebe Grüße Trina ♥

    1. Trina sagt:

      Und wenn ich noch etwas hinzufügen darf. Eigentlich bist du schudl daran das ich Brot backe. Nachdem ich es im Sommer 2012 aufgrund eines vergessenen Sauerteiges eingestellt hatte, hat dein Beitrag zum Sauerteig mich dazu verdonnert wieder damit anzufangen. Ich darf dir also ein unglaublich großes Dankeschön aussprechen 🙂

      Gaaaaaanz liebe Grüße Trina ♥

      1. Ach, meine liebe Trina, da werd ich ja ganz rot! ♥ Es freut mich sehr, dass ich Dich so sehr zum (wieder) Brotbacken anstiften konnte – es ist auch einfach was Feines! Und warum nicht hin und wieder das Lieblings-Schwarzbrot kaufen? Wir haben hier auch einen Bioland-Bäcker im Ort, der köstliches Brot backt und immer mal wieder besucht wird, wenn unser Sauerteig nicht schnell genug war. 😉

        Den Konsum komplett umzustellen ist anfangs echt eine komische Sache. Inzwischen stehen wir allerdings beim Einkaufen vor den Bäckereien mit fertig-auftau-Brötchen und merken schon am Geruch, dass es einfach nicht das Wahre ist. Vor 2 Jahren noch undenkbar für uns. Komisch, wie man sich verändert, gell?

        Ganz liebe Grüße und hach… nochmal Danke 😉 Ich drück Dich!
        Ylva

  2. […] Das Rezept stammt übrigens aus dem wunderbaren Brotbackbuch von Lutz Geißler. Wer ihn noch nicht kennt, sollte das dringend nachholen: Hier geht es zu seinem Blog, hier zur Homepage von seinem Buch und hier zu meiner Rezension. […]

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