der Klang von Zuckerwatte

Italienische Nachspeise zum Verlieben: Tiramisu

Hand auf’s Herz: Ich bin jemand, der kaum Süßes isst. Die Ausnahme sind Kuchen bzw. Cupcakes und der Zucker in meinem Espresso. In Kuchen verbacken mag ich sogar Schokolade, wobei ich sie pur vielleicht 1-2 Mal im Jahr nasche. Dafür bin ich der Kombination Salz & Fett total verfallen. Chips, oder Spaghetti mit ein paar EL gutem (!) Olivenöl und einer kleinen Prise Salz und manchmal auch Kräutern und/oder Knoblauch – mein absolutes Frustfutter – machen die Abstinenz bei Süßkram wieder wett.

Nun gibt es ja, gerade in Italien, wahnsinnig viele Desserts die so unglaublich süß sind, dass ich darum schon aus der Ferne einen großen Bogen herum mache. „Zahnarztpolizei, hallo!“ kann man da nur rufen. Zum Beispiel Baisers… nicht unbedingt mein Ding, ebenso wenig wie Desserts mit Karamell. Doch die Italiener machen ja auch ganz viele andere tolle Sachen.

Beispielsweise Tiramisu. Wer kennt es nicht? Es sind nur leckere Sachen drin! Alkohol, Espresso (sowieso eine irre Kombination), Löffelbisquits, Mascarpone,… mjamm! Tiramisu mache ich alle paar Jahre mal und ich frage mich dabei jedes Mal: „Warum hab ich das schon so lange nicht mehr gemacht?“ Die Gründe sind wohl offensichtlich:
1. Es wäre wirklich unfair gegenüber den anderen tollen Nachspeisen, wenn es nur noch Tiramisu gäbe. Logisch!
und 2. Würde ich das häufiger machen, würden mein Freund und ich wahrscheinlich keine Scheu zeugen und die große Portion der köstlichen Nachspeise einfach zu zweit verdrücken. Nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man versucht sich einigermaßen bewusst zu ernähren. 😀

Da erinnere ich mich an eine Situation da war ich… 18? Meine Mutter und ich wollten Tiramisu machen. Leider hatten wir uns mit den Zutaten etwas verschätzt und so kamen am Ende zwei mittelgroße Auflaufformen raus. Sie hat dann ein kleines Stück gegessen, mehr zaubert ja dann doch schnell Gold auf die Hüfte. Mein Bruder, der absolut nichts mit Alkohol isst, außer die Prozente sind beim Kochen/Backen verdampft, wollte natürlich auch nichts davon essen. Also blieben dann die zwei übrigen Formen komplett an mir hängen. Ich hab es, natürlich auf ein paar Tage verteilt, tatsächlich geschafft. Ich weiß bis heute noch, dass ich dazu bevorzugt Edward mit den Scherenhänden gesehen habt. Fragt mich nicht warum! Ich weiß es nicht; es hat einfach irgendwie zusammen gepasst. Und es war wirklich unglaublich lecker! Allerdings konnte ich danach eine ganze Weile sowohl keinen Nachtisch als auch kein Edward mit den Scherenhänden mehr sehen. Und bis heute denke ich bei Anschauen dieses Films an Tiramisu!

Vor ein paar Wochen habe ich nun meinen Geburtstag gefeiert. Die Bude war voll, naja, zumindest die Küche, und außer Kuchen wollte ich dann doch noch was anderes auftischen. Also fiel mir ein, dass ich Tiramisu schon seit über 3 Jahren nicht mehr gemacht hatte. Beinahe schon ein Frevel! Also: Rezept raus gekramt, zur Sicherheit noch mal bei Papa nachgefragt (von ihm hab ich das gelernt, denn sein Tiramisu war schon als ich noch klein war einfach immer unglaublich lecker!) und losgelegt.

Bevor ich anfange, Euch die Zutaten aufzulisten, sollte ich Euch vielleicht warnen: Tiramisu ist etwas, das schon beim Zubereiten beschwipst macht. True story! Die Italiener nehmen für den alkoholischen Anteil gerne einen süßen Dessertwein, beispielsweise Vino Santo. Aber auch Armaretto ist sehr beliebt. Aus Familientradition nehme ich immer Whiskey. Und ihr glaubt ja gar nicht, wie lustig allein schon der Geruch von der Kaffeemischung mit dem Whiskey macht. Bereitet Tiramisu also am besten zu, wenn Ihr den restlichen Tag nichts wichtiges mehr vorhabt, wozu Ihr einen klaren Kopf braucht. 😉 Denn: wie soll man das denn zubereiten, ohne sich nach der Löffelbisquit-Schicht die mit Whiskey und Kaffee benetzten Finger abzulutschen und danach immer ordentlich zu kichern? Geht mal gar nicht… Ach ja: Außerdem muss das Tiramisu ein paar Stunden, am besten über Nacht, im Kühlschrank ruhen. Plant also genügend Zeit dafür ein. Jetzt aber los:

Zutaten für eine Auflaufform (ca. 25 cm x 35 cm groß):

  • 400 – 500 g Mascarpone
  • 4 Eier
  • 1 Prise Salz
  • 4 EL Zucker
  • ca. 150 – 200 ml frisch gemachter Espresso (ich mache immer mittelstarken bis starken)
  • ca. 50 ml irischen oder schottischen Whiskey (nehmt nicht unbedingt den besten, aber der billigste muss es auch nicht sein. Bei Alkohol gilt grundsätzlich: nehmt etwas, das Ihr auch ohne Bedenken trinken würdet!)
  • 1-2 Päckchen Löffelbisquits (mir haben diesmal 24 Bisquits gereicht)
  • Kakaopulver zum Garnieren

Zubereitung:

Sich erst einmal fest auf die Finger klopfen und sich vornehmen beim Zubereiten nicht zu viel zu naschen. Ich mache das jedes Mal und geholfen hat es bisher noch nie…

Die Eier trennen. Eiweiß in eine Schüssel, Eigelb in eine zweite und ausreichend große geben. Zum Eiweiß eine Prise Salz geben und sehr steif schlagen. Wenn Ihr die Schüssel auf den Kopf stellt und sich nix mehr bewegt habt Ihr alles richtig gemacht 🙂

Zu den Eigelben den Zucker hinzu geben und ebenfalls steif schlagen. Ihr seid auf dem richtigen Weg, wenn sich die Eigelbe weißlich färben. Die können ein ganz schönes Volumen bekommen; vor Tiramisu hätte ich das nie für möglich gehalten! Zu den steifen Eigelben die Mascarpone hinzu geben und gut miteinander verrühren. Ich habe hierzu weiterhin den Handmixer auf niedrigster Stufe benutzt.

Den jetzt aber ausmachen und mit einem Löffel die erste Hälfte vom steifen Eiweiß vorsichtig unterheben und mit der Mascarpone-Mischung gleichmäßig, aber nicht zu stark oder zu lange verrühren. Anschließend die zweite Hälfte vom Eiweiß dazu geben. Ebenfalls gut, aber vorsichtig verrühren, bis Ihr eine homogene Masse habt.

Nun den Espresso mit dem Whiskey vermischen. Ich mache gerne eine großzügige Menge von der Mischung. So kann man die Flüssigkeit in eine flache Schüssel oder kleine Auflaufform geben und die Löffelbisquits besser hinein tunken. Und genau das kommt jetzt:

Nun kommt es auf das richtige Timing und Fingerspitzengefühl an. Ihr müsst flott arbeiten, aber auch nicht zu flott, sonst habt Ihr entweder a) eine Tiramisu-Suppe oder b) ein Tiramisu-Knusper. Beides wollt Ihr nicht, denn es soll schön weich werden, aber dennoch fest. Ein Löffelbisquit nach dem anderen in die Espresso-Alkohol-Mischung tunken, so dass die untere Hälfte gut getränkt wird, die obere aber noch etwas hinaus schaut. Dabei den Keks nicht loslassen, sondern sofort wieder aus der Mischung herausziehen, wenden und erneut nur ganz kurz hinein tauchen und dann sofort in die Form legen. Zerfällt er Euch hierbei schon in der Hand ist er zu weich. Legt ihn besser beiseite und nehmt einen neuen Keks und versucht es nochmal. Er sollte noch ein gaaanz kleines und kaum merkliches Bisschen kross in der Mitte sein. Gerade so kross, dass er noch fest zusammen hält (siehe Foto oben, so ist es perfekt). Das Krosse wird er nach ein paar Sekunden auch noch verlieren, aber er wird zusammen halten. Nach ein paar Mal üben habt Ihr das raus. Und ja, genau das ist der Schritt während der Zubereitung, der einen so beschwipst macht! Denn die eigenen Finger schmecken nach jedem einzelnen Eintunken einfach unglaublich fein.

Genau so verfahrt Ihr mit den weiteren Bisquits, und legt diese nebeneinander in die Form, bis Ihr eine Schicht voll habt. Die Schicht bedeckt Ihr dann mit der Hälfte der Mascarpone-Mischung. Diese schön vorsichtig glatt streichen. Erneut eine Schicht getränkte Bisquits auslegen und mit der restlichen Mascarpone-Mischung bedecken.

Wieder vorsichtig glatt streichen und am besten die Auflaufform mit einer Alu- oder Frischhaltefolie bedeckt in den Kühlschrank stellen. Dort für ein paar Stunden oder am besten über Nacht stehen lassen.

Vor dem Servieren mit Kakaopulver bestäuben und schon einmal in kleine Stücke schneiden. Wir haben aus einer solchen Auflaufform 20 kleine Stücke geschnitten. Und jetzt schnell ein Stück (oder zwei oder drei…?) sichern, bevor es jemand anderes tut und genießen!

Und zum Abschluss noch ein Geständnis: Ich hab es nicht geschafft von dem fertigen Leckerbissen ein Foto zu machen. Vor der Feier hab ich es vergessen und nach der Feier… war alles alle 🙂 Nichts mehr übrig. Es war einfach zu lecker!

Dafür gibt’s zwei Nachzügler-Bilder aus dem Urlaub.

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Ach, Tiramisu, I love you!

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4 Kommentare zu “Italienische Nachspeise zum Verlieben: Tiramisu

  1. Astrid sagt:

    Danke für das Rezept. Gut ist der Tipp mit dem Alkohol, also dass man nicht unbedingt Amaretto nehmen muss. Da eröffnen sich ja ganz neue Möglichkeiten 🙂
    Übrigens ein sehr schöner und liebevoll gestalteter Blog mit interessaneten Rezepten. Habe ihn erst heute entdeckt und daher noch nichts nachgekocht, aber das wird sich schnell ändern.

    1. Hallo Astrid,

      na dann erst einmal herzlich Willkommen auf meinem Blog! Ich freue mich sehr, dass es Dir hier gefällt 🙂

      Das mit dem Whisky im Tiramisu finde ich einfach nur köstlich – doch man kann natürlich auch in ganz andere Richtungen gehen. Neulich habe ich ein Video gesehen, in dem der Koch eine frische Variante gemacht und Limoncello genommen hat. Da fiel dann auch das Kakaopulver weg und ich glaube Espresso war auch nicht drin, aber statt dessen hat er Zitrusfrucht-Saft und Abrieb verwendet. Das stelle ich mir auch sehr lecker vor.

      Zu der eher klassischeren Variante fällt mir noch ein: statt Kakaopulver mache ich inzwischen eine Mischung mit kristallisierter Schokolade oben drauf. Die kann man super einfach selber machen und sie ist super krümelig und knusprig ist – das gibt beim Essen einen super Kontrast zu dem weichen Tiramisu. Ich hab das auch schon einmal verbloggt. Wenn Du neugierig bist, schau mal hier: http://derklangvonzuckerwatte.wordpress.com/2013/04/01/budenzauber-am-ostersonntag/

      Ganz liebe Grüße – schön, dass Du hierher gefunden hast! Ich wünsche Dir viel Spaß beim Nachkochen 😉
      Ylva

  2. Olivia sagt:

    Ich war gerade auf der Suche nach einem Rezept für ein Tiramisu und bin auf diese Seite gestoßen. Das Rezept klingt toll. Das werde ich ausprobieren.

    1. Ylva Ylva sagt:

      Wie mich das freut, liebe Olivia. Ich hoffe, das Tiramisu ist gelungen und hat auch gut geschmeckt. 🙂 Liebe Grüße, Ylva

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